Die Theorie des Ballonfahrens und die Luftnavigation. 39
mit 1 kg belasten, damit keine Ausdehnung des Gases im Gefäß
stattfindet. Bei einer Belastung mit 2 kg wird der Verschluß bis
auf die Hälfte der ursprünglichen Höhe herabgesenkt; der Druck
der eingeschlossenen Luft auf die Wände des Behälters verdoppelt
sich demnach ebenso wie ihre Dichtigkeit.
Boyle und Mariotte haben darnach als Gesetz aufgestellt,
daß das Volumen einer Gasmasse dem Drucke umgekehrt propor-
‘jonal ist, oder daß die Dichte sich im gleichen Verhältnis mit dem
Drucke ändert.
Hiernach kann man leicht die Auftriebswerte bei verschiedenem
Luftdruck ausrechnen, wenn man den Grundwert des Auftriebs bei
0°C und 760 mm Druck im Betrage von z. B. 720 kg mit dem Quo-
tienten des betreffenden Barometerstandes und des Normalstandes
multipliziert.
Es beträgt der Auftrieb bei:
745
145 mm : 720 - 7607 705,8 kg,
775
775 mm : 720 - 60 734,1 kg.
Die Differenz von 28,3 kg ist also bei diesen nicht seltenen
Unterschieden eine ganz erhebliche und entspricht fast dem Gewicht
von zwei kleinen Säcken Ballast.
In größerer Höhe nimmt diese Zahl ab, weil auch das Gewicht
von 1 cbm Luft infolge der geringeren Dichte abnimmt. In zirka
2000 m Höhe wiegt 1 cbm Luft nur noch 1.021 kg und 1 cbm
Wasserstoffgas 0,071 kg.
Aus diesen Zahlen vermag man sich die Steighöhe aller Ballons,
deren totes Gewicht man genau kennt, auszurechnen.
Wir haben bisher bei den Berechnungen immer eine konstante
Temperatur von 0° C angenommen und wollen nur kurz auf die
wichtigen Einflüsse von Unterschieden in der Temperatur eingehen.
Unter Einwirkung der Wärme erleiden alle gasförmigen Körper
eine gewisse Ausdehnung, welche für jeden Grad Tempveratur-
erhöhung ’/;3 des Volumens beträgt.
Durch ein einfaches Experiment kann man sich diese Tatsache
Klarmachen ?).
Man taucht ein oben geschlossenes Gefäß, an welches eine
enge Glasröhre angeschmolzen ist, mit dem offenen Ende in eine
‘) Jochmann und Hermes, Grundriß der Experimentalphysik.