Achtes Kapitel.
Die Entwicklung der Militär-Luftschiffahrt bis 1870.
Schon Ende August 1783 machte als Erster Giroud de Villette,
der einen Aufstieg in Montgolfiers Fesselballon unternommen hatte,
Jarauf aufmerksam, daß die neue Erfindung ein wertvolles Hilfs-
mittel an der Hand der Kriegführenden bilden müsse. Mit einem
yefesselten Luftschiff könne man die Stellungen und Manöver des
Feindes erkunden und mittels besonderer Signale die eigenen Truppen
schnell dirigieren. Auch für die Marine müsse man sich Vorteile
von der Verwendung eines Aerostaten versprechen.
Dieselbe Überzeugung führte Meusnier dazu, sich dem Studium
äber die Lenkbarkeit der Luftschiffe zu widmen. Seine Arbeiten
haben wir an anderer Stelle ‚eingehend gewürdigt.
1792 wurde in dem von der ersten französischen Republik zur
Beratung über alle Fragen der Landesverteidigung ernannten
»Comite de salut public« durch Guyton de Morveau die
Verwendung von Ballons angeregt. Der bewanderte Luftschiffer,
der für die Akademie von Dijon einen lenkbaren Aerostaten er-
baut hatte, vermochte seine Kollegen von der Nützlichkeit eines
“,uftschiffes im Kriege zu überzeugen, und schon im nächsten Jahre
versuchte der Kommandant Chanal bei der Belagerung von Conde
vermittelst Pilotenballons über die Köpfe der Belagerer hinweg den
eigenen Truppen unter Oberst Dampierre wichtige Nachrichten zu
übermitteln. Infolge mangelhafter Dichtung des Stoffes sank der
kleine Aerostat bald, ging in den Linien der Feinde zur Erde und
die Depeschen fielen dem Prinzen von Koburg in die Hände,
welcher danach seine Dispositionen einrichten konnte.