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Achtes Kapitel.
Art von Leinölfirnis vornahm,
der so undurchlässig war, daß
das Abhandenkommen des da-
maligen Rezepts noch heute als
ein bedauernswerter Verlust be-
klagt werden muß.
Nach wenigen Monaten
xonnte Coutelle dem Wohlfahrts-
zusschuß den ersten für Kriegs-
zwecke bestimmten Ballon an
zwei Tauen gefesselt zur Begut-
achtung vorführen. Die Ver-
ständigung aus der Höhe mit den auf der Erde befindlichen Personen
wurde durch ein Sprachrohr oder, wenn dieses nicht mehr aus-
reichte, durch Signale mit verschieden gefärbten Flaggen vorge-
nommen. Längere Meldungen gab er in einem mit etwas Sand
beschwerten Säckchen am Haltetau herunter.
Es ist bemerkenswert, daß noch heute Zeichnungen u. dgl. fast
auf dieselbe Weise zur Erde befördert werden, nur bedient man sich
lazu besonderer, mit eingenähten kleinen Bleiplatten versehener
Taschen, deren Herablassen am Telephonkabel erfolgt, weil beim
Drachenballon das Fesselkabel zu weit vom Korbe entfernt ist.
Die Kommission war von dem Ausfall der Vorstellung mit dem
»Entreprenante«, wie das Luftschiff benannt wurde, so begeistert,
daß Coutelle sofort das Patent eines Kapitäns erhielt und dem
Generalstab zugeteilt wurde mit dem Auftrag, eine Luftschiffer-
kompagnie zu formieren. Gleichzeitig erhielt er den Titel eines
Direktors der Aerostatischen Versuchsanstalt, Conte wurde sein Unter-
direktor. Am 2. April 1794 wurde die erste Luftschifferkompagnie
der Welt aufgestellt in der Stärke von 1 Kapitän, 1 Feldwebel,
3 Unteroffizieren, 20 Mann?!). Die Uniform dieser neuen Truppe be-
stand in blauem Anzug mit schwarzem Kragen und Aufschlägen
and roten Passepoils, Infanterieknöpfen mit der Aufschrift »Aero-
stiers«; außerdem war für die Arbeit ein besonderer Anzug aus
blauem Drillich vorgesehen.
Bewaffnet waren die Leute mit einem Säbel und zwei Pistolen.
ı) »En ballon«. Gaston Tissandier 1871. — »Histoire des ballons«. A. Sircos
a. Ph. Pallier. Paris 1876. — »Les aerostiers militaires du Chäteau de Meudon.«
Desire Lacroix. Paris 1885.