Full text: Leitfaden der Flugtechnik

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Die Grundgesetze des Luftwiderstandes. 
schiede hervorrufen; so entstehen Luftverschiebungen, die wir als 
Wind bezeichnen, wenn sie vornehmlich horizontal verlaufen, zum 
Unterschiede von den Luftströmungen, die auf auf- und absteigenden 
Luftbewegungen beruhen. 
Der Wind ist bewegte Luft, doch ist diese Bewegung keines- 
wegs stets von gleicher Richtung und von gleicher Geschwindigkeit. 
Wäre die Luft in gleichförmiger Bewegung, verspürte man selbst 
bei Wechsel der Höhenlagen keinerlei Einwirkung; der im Frei- 
vallon befindliche Luftschiffer würde sich in derselben Lage be- 
finden wie der im Eisenbahnwagen des gleichförmig dahinrollenden 
Zuges befindliche Passagier oder wie der Insasse einer Kajüte eines 
auf dem glatten ruhigen See schwimmenden Dampfers. 
Anders im Lenkballon oder in der Flugmaschine; hier fühlt der 
Lenker den von seiner Vorwärtsgeschwindigkeit erzeugten Eigenwind 
als Luftzug unabhängig von der eingeschlagenen Richtung; den 
wehenden Wind spürt er jedoch 
nicht, da das Flugzeug die Windbe- 
wegung mitmacht. Das wichtige 
Hilfsmittel, das ihm unfehlbar das 
Mittel gibt, zu beurteilen, ob Wind weht, 
liegt für ihn in der Beobachtung der 
unter ihm in schiefer Lage mit mehr 
oder minder großer Geschwindigkeit 
fliehenden Erde. In großen Höhen 
scheint es allerdings dem Flieger, als 
ob seine Maschine nur eine geringe Ge- 
schwindigkeit besäße, denn aus großer 
Höhe betrachtet, scheinen die irdischen 
Gegenstände, Bäume usw.infolge der großen 
Entfernung nur langsam ’an ihm vorbei- 
zuziehen. Erst vor dem Landen, in Erdnähe bemerkt er überrascht die 
große Geschwindigkeit. Er muß sich dieser Tatsache bei be- 
absichtigter Landung wohl bewußt sein. Will er diese ausführen, 
so muß er sein Flugzeug so wenden, daß sich die Erde in Richtung 
seiner absoluten Bewegung zu bewegen scheint. 
Bemerkt der Führer der Flugmaschine, daß z. B. die Erde in der 
Richtung des Pfeiles I in Abb. 60 unter ihm flieht, so wird er nach 
rechts im Sinne des Pfeiles II wenden, in der Absicht, allmählich dem 
Winde entgegenzufliegen; vermindert er dann die Eigengeschwindig- 
keit, dann erscheint ihm die Erde immer langsamer bewegt. Jetzt 
ist der Augenblick zur Landung gekommen, die sanft und ohne erheb- 
liche Erschütterungen erfolgen kann. Sie soll also stets bei Gegen- 
wind stattfinden. 
Abb. 60.
	        
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