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; Die Grundgesetze des Luftwiderstandes.
bewegung geschieht, eine Behauptung, die im ersten Augenblicke
widerspruchsvoll erscheint, jedoch sich sofort erklärt. wenn man
folgende Überlegung anstellt.
Für größer werdende Fluggeschwindigkeiten wird die in der Sekunde
zur Ablenkung gebrachte Luftmenge m größer, für doppelte Flugge-
schwindigkeit wächst also m auf den doppelten Wert an; dann muß aber
für unveränderlich bleibenden Wert von W, (Bedingung für den Horizon-
talflug) die Vertikalgeschwindigkeit v, auf die Hälfte herabsinken. Ist
jedoch v, verkleinert worden, dann wächst der Einfluß absteigender
Luftströmungen im gleichen Maße. Es wird somit in der Tat der Einfluß
vertikaler Luftwirbel umso größer, je rascher der Flug geschieht. Die
Behauptung also, daß größere Geschwindigkeiten die Erhaltung des
Gleichgewichtes fördern, muß in Hinsicht auf vorstehende Besprechung
eingeschränkt werden.
Aus dieser Betrachtung könnte für die Konstruktion der Tragfläche
der Schluß gezogen werden, daß es nützlich erscheint, die vertikale Ge-
schwindigkeitskomponente der nach hinten aus der Tragfläche aus-
bretenden Luft möglichst groß zu halten.
Jedenfalls ist die vertikale Geschwindigkeitskomponente der von
der Tragfläche abgelenkten Luftmenge ein wichtiges Merkmal einer jeden
Konstruktion, weil man, ihrer Größe entsprechend, den Wert derjenigen
vertikalen Windgeschwindigkeit einschätzen kann, die einen Flug im
Luftmeer umöglich macht.
Die Wirkung des Luftloches und der mit ihm verwandten wellen-
artigen Luftbewegungen in der Horizontalen lassen sich an der Hand
nachstehender Betrachtung ähnlich rechnerisch verfolgen, wie dies vor-
stehend. für die Vertikalströmung geschah.
Die Einwirkung wird bedingt durch den Wechsel von Stärke und
Richtung des Windes in den verschiedenen Höhen des Luftmeeres.
Hierher gehört auch die Wirkung, in der sich die Windstille unmittelbar
über dem Erdboden äußert, wenn das Flugzeug aus der Zone der Luft-
bewegung hineingelangt. In 30 m Höhe über dem Erdboden weht fast
stets stärkerer Wind als unmittelbar über dem Erdboden, der in den be-
nachbarten Unebenheiten Windschutz findet.
Das Flugzeug hat z. B. 20 m/sec = 72 km/std Eigengeschwindig-
keit v und fliegt mit Gegenwind vw = 10 m/sec Geschwindigkeit,
sin Wert, der noch unterhalb der Grenze liegt, bei welcher heute Über-
landflüge ausgeführt werden. Die Reisegeschwindigkeit des Flugzeuges,
seine absolute Geschwindigkeit v, in bezug auf einen Standpunkt auf
der Erde wird somit sein v, = 20 — 10 m/sec = 36 km/std; hingegen
wird die Relativgeschwindigkeit der Luft in bezug auf die Tragfläche
den Wert der Eigengeschwindigkeit haben, also in unserem Falle
72 km/std.