Arten der Stabilität (Stetigkeit): 113
Es ergeben sich die gleichen Forderungen wie früher, die durch die
gewählte Anordnung einer stärker geneigten Kopfflosse befriedigt werden.
Ähnliches gilt für eine ebene Kopfflosse, so daß der Satz ausge-
sprochen werden kann: Die in der Flugrichtung vorne liegende Fläche
muß eine größere Einheitsbelastung haben, d. h. unter einem größeren
Anstellwinkel eingestellt sein. Eine Unstetigkeit tritt demgemäß auf,
wenn, wie bei Wright, die vorausfliegende Fläche einen flacheren An-
stellwinkel besitzt.
Praktisch ist diese zuletzt besprochene Anordnung einer Flächen ver-
einigung, die aus einer vorne liegenden Dämpfungsflosse und einem hinten
liegenden Tragdeck besteht, beim Wasserflugzeug von Fabre, von Voisin
im Canard-Modell und beim Eindecker von Prof. Reißner durchgeführt.
Verhalten des Flugzeugs bei größeren Winkeländerungen.
Ein ganz anderes Verhalten des Flugzeugs ist durch das Luftwider-
standsgesetz bedingt, wenn die Schwingungsamplituden Werte erreichen,
die weit außerhalb des Bereiches der gebräuchlichen Einfallswinkel
liegen. Ein Blick auf Abb. 7 oder 51 überzeugt uns, daß für große
Neigungen die Proportionalität zwischen Luftwiderstand und Neigung
aufgehört hat, bei einem kritischen Winkel, der sich nach Eiffels
Untersuchungen beim Wright- und Breguet-Profi lfür x = 15°, bei
Voisin mit 16%, bei Bleriot XI für « = 20° usw. ergibt, ist der
Höchstwert von W, erreicht, und die Tangente verläuft hier horizontal
an die Widerstandskurve; es ist hier aW = 0.
Das der Änderung dW, entsprechende Moment verschwindet oder
erhält bei weiterer Zunahme der Neigung sogar negatives Vorzeichen.
Bei Verwendung einer mit der Tragfläche geometrisch ähnlich gestal-
teten Schwanzfläche würde sich auch dW, fast Null ergeben und damit
das stabilisierende Moment der hinteren Dämpfungsflosse verschwinden.
Das wird umgangen, indem man die Schwanzfläche quadratisch
oder noch besser mit einem Seitenverhältnis 2> 1 ausführt; für solche
Flächen wachsen wohl die Luftwiderstände mit zunehmendem Einfalls-
winkel bedeutend langsamer als die Luftkräfte an breit gestellten,
allein solche Flächen mit - > 1 besitzen die für eine Stabilisierung bei
groben Störungen wertvolle Eigenschaft, daß sie einen absolut größeren
Luftwiderstand haben, der bei einem bedeutend größeren Winkel er-
reicht wird als im Falle 2 << 1. Für die quadratische Platte liegt der
b
Höchstwert des Druckes erst bei 38°, bei T = 3 erst bei 47°, wird also
viel später als bei der Tragfläche erreicht.
Huppert, Flugtechnik.