Full text: Leitfaden der Flugtechnik

L28 
Das Gleichgewicht am Flugzeug. 
Würde beim Aussetzen des Motors vom Ausgleichsgewicht das 
kippende Moment von 21 mkg übrigbleiben, so würde der Apparat im 
Sinne des Pfeiles 2 ausschlagen. Würde hingegen dieses Ausgleichsgewicht 
nicht vorhanden sein, so würde durch die Drehung des Motors ein ent- 
yegengesetzter Ausschlag entstehen; bei stillstehendem Motor und vor- 
handenem Gegengewicht wird dieser Ausschlag gleichfalls auftreten, 
and zwar natürlich von der Seite des Gegengewichtes. (Beschädigen der 
Tragflächenenden!) Bei größeren Motoren und kleineren Tourenzahlen 
der Schraube werden diese Schwankungen wachsen. 
b) Die V-förmige Neigung der Tragdecken gegen die Längsachse 
um 3°—89 gegeneinander, die äußeren Enden nach oben gerichtet; diese 
Anordnung, die sich bei Ferber, Antoinette, Grade, Etrich usw. 
indet, ist der Natur entnommen. die sie zahlreichen Vogelarten 
verliehen hat. 
Diese Stellung der Tragflügel hat eine dämpfende Wirkung für 
die bei Gleichgewichtsstörung um die Längsachse ausgelösten Pende- 
lungen zur Folge. Auch kommt hier noch in Betracht, daß die unsym- 
metrische Wirkung des Luftwiderstandes auf beide Flügel bei ge- 
neigter Lage des Flugzeugs ein aufrichtendes Moment hervorruft, 
Jas das Flugzeug in seine ursprüngliche Lage zurückzubringen sucht. 
Infolge des Trägheitsmomentes der Flugzeugmasse werden pendelnde 
Bewegungen um die Längsachse auftreten, ähnlich wie dies früher bezüg- 
lich der Schwingung um die Querachse angeführt worden ist. Die 
Schwingungen werden durch die V-Anordnung gedämpft, die wirk- 
samste Dämpfung erzielt man in der Vereinigung von vertikalen Flossen 
und V-Stellung der Tragflächen. Die dämpfenden Kräfte sind in der 
zermehrten Oberflächenreibung und in dem Luftwiderstande zu suchen. 
Die Größe des Trägheitsmomentes wird auch hier auf die Schwin- 
zungsamplitude in der zur Flugachse senkrechten Querebene Einfluß 
haben; es ist daher von Wichtigkeit, die Flugzeugmassen möglichst nahe 
an die Längsachse zu bringen. Theoretische Erwägungen, die durch prak- 
tische Versuche erhärtet sind, haben gezeigt, daß der eigentliche Gleit- 
winkel des Flugzeugs infolge des Energieverlustes, den das Flugzeug 
Äurch die stark gedämpften seitlichen Schwingungen erleidet, eine 
Vergrößerung erfährt. 
Jedenfalls steht die durch die schwach V-förmige Anordnung erhoffte 
stabilisierende Wirkung durchaus der kräftigen Einwirkung eines Steuer- 
oarganes nach. 
Hingegen hat sich die Vereinigung einer starken V-Stellung mit 
ainem hochliegenden Schwerpunkt, wie sie durch tiefes Ansetzen der 
Tragdeckenden am Rumpfe erzielt werden kann, als eine Anordnung 
von hoher Kippsicherheit erwiesen. Das Harlan- und im noch höheren 
Maße das Fokker-Flugzeug besitzen in dieser Anordnung selbst bei
	        
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