130 Das Gleichgewicht am Flugzeug.
yenannten Kielwände durch 2 andere ersetzt, von denen sich die eine vor
dem Schwerpunkte, die andere am Schwanze befindet und zwar in einem
solchen Abstande, daß ihre Wirkung die gleiche ist wie bei der
theoretischen Anordnung; zumeist verzichtet man auf die vordere
Flosse und begnügt sich mit einer hinteren festen Kielflosse, deren
Fortsetzung häufig das um eine vertikale Achse drehbare Seiten-
steuer bildet.
In einem Aufsatz „Die Seitensteuerung der Flugmaschinen‘‘ in der
Zeitschrift für Flugtechnik und Motorluftschiffahrt vom 28. März 1910
weist Prof. Reißner aus den Ansätzen für die allgemeinen Gleichge-
wichtsbedingungen in der Kurve nach, daß sich durch Vertikalflächen
allein ein stationärer Gleichgewichtszustand nicht erzielen läßt. Dabei
‘st es einerlei, ob die Vertikalflächen, wie bei der Voisinschen Anordnung,
aus großen festen, vorne zwischen den Tragdecken eingebauten Zellen-
wänden im Vereine mit kleinen festen oder beweglichen Flossen, die
hinten angeordnet sind, bestehen, oder nur eine einzige vertikale Steuer-
flosse vorhanden ist. Man hat auch die Anordnung einer Kielflosse mit
vertikaler, durch den Schwerpunkt gehender Drehachse versucht; ihre
Steuerwirkung ist jedoch wegen des kleinen Hebelarmes nur gering.
Die Kielflossen erzwingen nur eine sehr kleine Systemneigung,
zo daß Flugzeuge, deren Querstabilität nur von vertikalen Flächen allein
abhängig ist, eine schlechte Wendigkeit besitzen; sie können einen er-
heblichen seitlichen Abtrieb nicht verhindern. (Voisin-Flugzeug.)
Um nämlich eine krummlinige Bahn zu erzwingen, ist eine zur augen-
blicklichen Geschwindigkeit senkrecht wirksame Normalkraft not-
wendig, die der im Bogen auftretenden Zentrifugalkraft das Gleich-
gewicht hält. Diese Normalkraft wird bei Voisin in gleicher Weise
erzielt wie vom Radfahrer in der Rennbahn: durch seitliche Verlegung
des Schwerpunktes, so daß die Flugmaschine sich um ihre Längsachse
neigt, also die Schrägstabilität absichtlich dabei gestört erscheint.
Rechnerische Ermittlung des Drehmomentes zur Aus-
führung der Wendung. In Abb. 71a bedeuten v,”’ und v,/ die mittleren
Geschwindigkeiten der Tragflügel. Es wurde bereits auf Seite 123 ange-
deutet, daß zwischen den beiden Teilresultierenden des Luftwider-
standes die Ungleichung besteht:
W;ı > W;.
Weil die Luftwiderstände mit dem Quadrate der Geschwindigkeiten
und diese mit dem Quadrate der Radien wachsen. so besteht die Be-
ziehung:
wet
LAT