Allgemeines,
Durch diese unter der Annahme der Unstetigkeit des Luftmediums
yewonnene Gleichung (I) wird man dem Wesen des Luftwiderstandes
ganz und gar nicht gerecht.
Nicht lange währt es, und wir finden die Forscher den Weg des
Versuches beschreiten. Während in den 90er Jahren des 19. Jahr-
hunderts der von Robins (1761) zuerst konstruierte Rundlaufappärat
den Forschern als Instrument zur Ausführung von Versuchen dient,
benutzen die modernen Experimentatoren Prandtl-Göttingen, Ria-
buschinsky-Moskau, Rateau-Paris, Eiffel-Paris u.a. in ihren
aerodynamischen Laboratorien für diese Zwecke besonders konstruierte
Hebelwagen, die durch Drähte in geeigneter Weise mit dem Versuchs-
körper in Verbindung stehen, der sich in einem Luftkanal von genügend
breitem Querschnitt befindet; in diesem wird durch Ventilatoren ein
künstlicher Luftstrom erzeugt, der unter Verwendung von Leitschaufeln
and Gleichrichtern mit möglichst konstanter Geschwindigkeit und Rich-
tung gegen den zu untersuchenden Körper geblasen wird; diese Ver-
zuchsanordnung hat den Vorzug größerer Genauigkeit gegenüber
der älteren Methode, die mit dem Rundlaufapparat arbeitete. In-
genieur Eiffel hat für senkrecht fallende Platten Versuche mit einer
Fallmaschine vorgenommen; an einem 115m langen Kabel wurde
längs des Eiffelturmes die Plattenfallmaschine in Verbindung mit
der Versuchsplatte fallen gelassen und an der Formänderung von ein-
geschalteten Zugfedern die Größe des Luftwiderstandes, an Registrier-
apparaten, die durch Uhrwerk getrieben wurden, der durchlaufene
Weg abgelesen. Die während der Bewegung verflossene Zeit wurde aus
der Schwingungszahl einer Stimmgabel ermittelt.
Versuche in freier Luft sind bisher nur ausnahmsweise so z. B. von
Lanchester an Modellen, von Ferber und Bendemann an Appa-
raten. in natürlicher Größe durchgeführt worden.
Das Ergebnis der vorstehend in Kürze angeführten Versuche kann
in folgenden Gesetzen zum Ausdruck gebracht werden.
1. Der Luftwiderstand wächst gemäß dem Newtonschen Gesetze
mit dem Quadrate der Geschwindigkeit.
Dieses Gesetz gilt nur so lange, als die Elastizität der Luft ver-
nachlässigt werden darf. Das ist noch der Fall bei den in der Flug-
technik praktisch verwendeten Geschwindigkeiten; keinesfalls ist dies
jedoch zulässig bei solchen hohen Geschwindigkeiten, die sich der Schall-
zeschwindigkeit 333 m/sec nähern; hier entstehen beim Fließen der Luft
so große örtliche Druckdifferenzen, die nicht unberücksichtigt bleiben
dürfen, die Luft ist dann als zusammendrückbare Flüssigkeit und die
Luftdichte als veränderliche Größe anzusehen. Die Folge dieser Volums-
änderung ist ein wesentlich größerer Widerstand, der mit der 3. bis
5. Potenz der Geschwindigkeit wachsend betrachtet werden muß, wie