Berechnung der Tragholme und der Tragrippen. 169
Die Beanspruchung wird wesentlich stärker erwartet werden müssen
als bei ruhiger Belastung; die auf Gebieten der Baustatik gemachten
Erfahrungen begründen diese Annahme.
In dem eingangs erwähnten Referate wird gleichfalls durch die Böig-
keit des Windes eine Erhöhung des Luftwiderstandes auf das 1,5 fache
nachgewiesen, die von der Böigkeitsziffer, d. i. vom Verhältnis der
mittleren zur höchsterreichten Windgeschwindigkeit während des
wellenartigen Verlaufes der Windbewegung abhängt. Nach dieser Be-
trachtung scheint es, als ob auf schnellere Maschinen die Böe von
geringerem Einfluß ist; erprobte Flugzeugführer behaupten jedoch das
Gegenteil; auch auf S. 97 wurde auf diese Tatsache aufmerksam ge-
macht. Beim Fliegen mit einer schnellen Maschine sei die Böenwirkung
weitaus heftiger, und sie begründen es damit, daß die Flügel bei der
kurzwährenden Beanspruchung keine nennen: werte Formänderung er-
ieiden, während bei langsamem Fluge die Böe längere Zeit einwirkt,
und die auftretende Formänderungsarbeit der getroffenen Teile die
Stoßwirkung mildert. Die leichter nachgebenden Zweidecker sind hier
ampfindlicher, und aus diesem Grunde wird hier auf eine besonders
sorgfältige Querversteifung Rücksicht zu nehmen sein.
2. Die stoßweise auftretende Beanspruchung des Flugzeugs durch
das ungleichförmige Drehmoment der Motorbewegung ist geringfügig.
3. Die Beanspruchung durch den Landungsstoß; sie wird in einem
späteren Abschnitte der Gegenstand eingehender Betrachtung sein.
Diese Auseinandersetzung zeigt, daß das Flugzeug in der Tat
zeitweise zusätzlichen Kräften unterworfen ist, die ein Vielfaches seines
Kigengewichts ausmachen, so daß die Forderung von Prof.
Reißner nach einer Festigkeitsberechnung des Flugzeug-
verbandes unter Annahme einer Belastung gleich dem
ö%fachen Eigengewicht!), vom Standpunkte der größeren
Sicherheit. durchaus gerechtfertigt erscheint.
D. Berechnung der Tragholme und der Tragrippen.
Die Druckverteilungskurven in Abb. 44 klären uns darüber auf,
daß die Luftwiderstände in Richtung der Spannweite gegen den Rumpf
zu nur wenig wachsen, in der Flugrichtung längs der Tragrippen dagegen
ungleichmäßig verlaufen; die Druckkurve steigt bis zu einem Höchst-
wert, den sie innerhalb der beiden Holme erreicht. Diese Druckverteilung
begründet für die Berechnung der Holme die Annahme einer gleich-
mäßigen Lastverteilung über die ganze Länge des Holmes.
*) 1,41 Mehrbelastung in der Wendung mal 1,2 für die größere Ge-
schwindigkeit an den äußeren Flügelenden mal 2,2 für die Bremskraft beim
Abfangen aus dem GHleitiug mal 1.5 für Böigkeit = 5.5.