Der Gleitflug.
195
Für h = 1000 m und y = 10° gibt dies einen Landungskreis vom
Radius
1000 - cotg - 10° = 5670 m
(Abb. 119.)
Auf einem Umkreise von mehr als 11 km Durchmesser kann der
Lenker seinen Landungsort ausfindig machen.
Vielleicht ist von Interesse, was Ing. Grade gelegentlich eines
Vortrags in Frankenhausen über Ausführung des Gleitfluges sagt:
„Selbst wenn der Motor die Schraube nicht mehr drehen würde,
kann nichts geschehen, weil man im Gleitfluge heruntergehen kann.
Rad. dw. Landungskr.
Abb. 119.
Gerade die hohe Position, der Überblick vom hohen Standpunkte
sichert den Gleitflug. Der Gleitflug ist überhaupt das Verlockendste
beim Fliegen. Ich nehme an, ich befinde mich 100 bis 300 m hoch, sehe
den Platz, eine geeignete Landungsstelle in einiger Entfernung, die ich
erreichen kann; ich stelle den Motor ab, es verstummt plötzlich das
Brummen des Motors — lautlose Stille —, deutlich hört man das Zischen
der Spanndrähte und das Durchrauschen des Windes unter den Trag-
flächen, Töne, die man sonst nicht hört. Natürlich darf man jetzt kein
Höhensteuer geben. Der Flug soll ein Gleitflug, kein Sturz sein. Sturz-
Aüge sind zu verurteilen. Dagegen ist der Gleitflug nicht oft genug zu
üben, weil er den Flieger im letzten Augenblick vor jeder Gefahr zu retten
vermag. Die Neigung der Bahn betrage etwa 1 : 6 bis 1 : 10 bis 1 : 15.
Man kann von 100 m Höhe noch etwa 1% km fliegen. Die Landung er-
fordert die größte Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit des Fliegers.
Wenn er aus großer Höhe herunterkommt, geht ihm das Gefühl für die
Entfernung ab. Er weiß nicht, ob er 10, 20 oder nur 2 m vom Boden ent-
fernt ist, da der Blick voraus gerichtet ist. Der Apparat darf nicht auf-
stoßen; er muß deshalb horizontal geleitet werden und noch eine kurze
Strecke gleiten und sanft aufsetzen <<
1. Die Flugbahn des Gleitfluges.
‚Jeder im Horizontalfluge befindliche Drachenflieger befindet sich
bei stillstehendem Motor in ähnlichen Verhältnissen wie die im Beispiel
Seite 12 angeführte Platte.