Full text: Leitfaden der Flugtechnik

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Theorie und Praxis der Luftschraube. 
In jeder Sekunde tritt eine bestimmte Luftmasse m von der Ge- 
schwindigkeit v, der Vorwärtsgeschwindigkeit der Schraube, mit ihrer 
Druckfläche in Berührung und wird in der Schraube infolge der 
raschen Rotation in den beschleunigten Zustand versetzt; dazu ist 
während der Zeit des Durchtritts ein bestimmter Kraftaufwand er- 
lorderlich, der die Änderung der Bewegungsgröße der Luftmasse verur- 
sacht. Die Einströmgeschwindigkeit kann bei zweckmäßiger Wahl des 
Flügelquerschnitts relativ zur Vorwärtsbewegung des Flugzeugs gleich, 
Null gesetzt werden, so daß die Luft der Schraube durch die Eigen- 
vewegung des Flugzeugs ohne Ansaugen zugeführt gedacht sein 
kann. 
In der Tat wurde durch Geschwindigkeitsmessungen (8 m unter- 
halb der Schraubennabe) auf Fahrtversuchen mit Zeppelinluftschiffen 
zefunden, daß die Eintrittsgeschwindigkeit der Luft bei Treibschrauben 
ler Vorwärtsgeschwindigkeit des Schiffes gleich ist. 
Von Interesse ist es, zu wissen, daß während der Beschleunigung 
innerhalb der Schraube die Luftteilchen durch die Zentrifugalkraft 
nicht nach außen geworfen werden ; vielmehr wird hier infolge der größer 
werdenden Geschwindigkeit ein Einschnüren des Luftquerschnitts 
durch Zusammenziehen des jedem Flächenelement zugehörigen Luft- 
zylinders eintreten ; nach Prof. Rei ßners Theorie soll diese Einschnürung 
nur in tangentialer und nicht auch in radialer Richtung vor sich gehen, 
indem der austretende Reaktionsstrahl eine scharf begrenzte Gestalt 
besitzt. Prof, Finsterwalder hat gefunden, daß sich der austretende 
Luftstrahl auf den halben Querschnitt des Schraubenkreises zusammen- 
schnürt. Die Ausströmgeschwindigkeit im geschlossenen Luftstrahl ist 
nicht überall von gleicher Größe und Richtung. 
Die von der Luftschraube erzeugte Vortriebskraft ist aus 
dem Pressungsunterschiede, der als das Ergebnis der ver- 
schiedenen Strömung vor und hinter der Schrauhe anzusehen 
ist, entstanden zu denken. 
Über die Eigenschaften der Strömung an und in der Luftschraube 
lassen sich auch aus den Versuchsergebnissen von Boyer - Guillon 
wichtige Schlüsse ziehen. Sie lauten in kurzer Zusammenfassung: 
1. Die Geschwindigkeit im Mittelpunkte und an den Rändern der 
Schraubenflügel ist Null; sie wächst mit dem Radius bis zu einem 
Höchstwert an, der sich etwa bei 2/, R befindet. 
2. Die Austrittsgeschwindigkeit ist der minutlichen Umdrehungs- 
zahl proportional; das Verhältnis = wächst mit kleiner werdender Aus- 
irittsgeschwindigkeit; geringere Umdrehungszahl ist daher günstig. 
3. Die Austrittsgeschwindigkeit ist auch der sekundlichen Vor- 
rückung broportional und stets kleiner als diese: das Verhältnis beider
	        
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