Schlußbemerkungen.
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Erfolge von Bleriot, Farman, Sommer gewannen zahlreiche An-
hänger, so daß er heute fast der meist verwendete Motor ist. Ob mit
Recht, ist eine sehr begründete Frage; denn der hohe Preis, seine kürzere
Lebensdauer, die in der hohen Flächenpressung zwischen dem rTotieren-
den Zylinder und dem in diesem sich bewegenden Kolben begründet
ist, sein größerer Benzin- und Ölverbrauch sind schwerwiegende Nach-
teile, die trotz seines vollkommenen Massenausgleiches bei kritischen
Beurteilungen schwer ins Gewicht fallen.
Dazu kommt noch seine den Kurvenflug gefährdende Kreiselwir-
kung, die im letzten Jahre zu verschiedenen Unglücksfällen Veranlassung
gegeben hat.
Für die Erhaltung der Stabilität in der Kurve würde die Anord-
nung Rechtsdrehung des Motors bei Linksdrehung der Schraube und
umgekehrt von großem Vorteil sein. Ligez hat bereits eine derartige
Konstruktion herausgebracht.
Es eröffnet sich auf diesem Gebiete dem Konstrukteur ein frucht-
bares Arbeitsfeld.
Bisher hat nur der im Viertakt arbeitende Motor reiche Formgebung
erfahren; der Zweitaktmotor beginnt erst in neuester Zeit das Interesse
maßgebender Kreise zu wecken, und schon deuten verschiedene An-
zeichen darauf hin, daß die ohne Zwischenschaltung eines Kurbel-
triebes mit direkt rotierender Bewegung arbeitende Gasturbine sich
die Zukunft erobern dürfte; ob dies ohne jeden Übergang möglich sein
wird, oder ob statt der Ventilmotoren der in letzter Zeit im Automobil-
bau sich rasch Eingang verschaffende ventillose Schiebermotor, bei
dem man bei hohen Tourenzahlen ganz geräuschloses Arbeiten als Vor-
zug preist, auch die Flugtechnik mehrere Jahre hindurch beherrschen
wird, wird die nächste Zeit lehren.
Vielleicht entsteht der Gasturbine in zukünftigen Tagen ein ernster
Konkurrent in der eine direkte Umsetzung von chemischer Energie in
Mechanische Arbeit zur Anwendung bringenden Antriebsmaschine.
Wer ist schließlich in unserer Zeit, die so reich an Überraschungen
ist, so vermessen. und. stellt es als unmöglich hin, daß das Flugzeug
der Zukunft ohne motorische Ausrüstung die Lüfte durchfliegen wird,
indem es einzig und allein von der Erde aus mittels elektrischer Energie,
deren Träger Hertzsche Wellen sind, nach bestimmten Punkten der-
Erde gelenkt wird? Können nicht Anfänge zu solchem Beginnen in
den mit guten Erfolgen aufgenommenen Versuchen (auf dem Dutzend-
teich in Nürnberg) der Torpedolenkung erblickt werden? Bietet die
ın den letzten Tagen von Goldschmidt erfundene elektrische Maschine
zur besonders günstigen Erzeugung kräftiger und weit reichender elek-
trischer Wellen nicht einen weiteren Fortschritt nach dieser Richtung?