Einiges aus der Aerodynamik. 31
übten Zentripetalkräfte entsprechen; ihre Druckwirkungen rufen eine
Verminderung der Geschwindigkeit hervor; der Stromlinienabstand
erfährt in Richtung des Krümmungshalbmessers eine Vergrößerung.
Der Beweis für die Richtigkeit dieser Anschauung kann aus dem in
der Hydrodynamik allgemein gültigen Stetigkeitsgesetz gefolgert werden,
das besagt, daß die in der Sekunde durch alle Querschnitte hindurch-
tretende Luftmasse die gleiche sein muß.
Für zwei Querschnitte, deren Werte F, und F, seien, wären die
Geschwindigkeiten v, und v,, die Dichten der Luft y, und y,, dann ist
Fey yYı = Fat Var Ya
und da bei den in der Flugtechnik gebräuchlichen Geschwindigkeiten
die Unzusammendrückbarkeit der Luft Voraussetzung ist, so wird
Yı = Ya und
Fı va
Fo V1
sein.
Diese Beziehung sagt aus, daß die Durchflußquer-
schnitte den Geschwindigkeiten verkehrt proportional
sind; bei größer werdenden Geschwindigkeiten werden die
Strombahnen sich zur Erzeugung eines kleineren Durch-
flußquerschnittes nähern müssen.
Durch diese Anschauung wird zum ersten Male ein klarer Einblick
in das Verhalten der Luftfäden auf beiden Seiten der Platte gestattet
und wir lernen die überaus wichtige Erkenntnis, daß der Luftwiderstand
bedingt ist durch das ganz verschiedene dynamische Verhalten
der Luftströmung auf Vorder- und Rückenseite bzw. auf Vorder-
und Hinterseite der Platte oder am Vorder- und. Achterende des Strom-
linienkörpers; es ist mithin ein schwerer Irrtum, zu glauben, daß nur
die Unterseite der Tragfläche für deren Wirkung in Frage kommt,
Diese Anschauung, die durch Versuche Prof. Rateaus an Tragflächen-
profilen erhärtet worden ist, zeitigt das für die Praxis wichtige Ergebnis,
daß bei der Herstellung der Tragflächenbespannung und Versteifung
insbesondere dem Rücken die größte Sorgfalt zuzuwenden ist, weil
hier infolge der größeren Geschwindigkeiten auf glattes, hindernisloses
Abfließen zur Vermeidung erheblicher Energieverluste geachtet werden
muß. Der Austrittskante des Profils, der Ausbildung einer nachgiebigen
Abzugsfläche durch elastische Ripnenenden, hat man sein Augenmerk
zuzuwenden.
Curtis hatte ursprünglich an seiner Curtis-Herringmaschine an
der Überdrucksseite quer über die Tragflächen laufende Versteifungs-
rippen angebracht, die seiner Ansicht nach wenig schädlichen Wider-
stand wegen der hier herrschenden kleineren Luftgeschwindigkeit be-