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Lehrpläne und Lehrbetrieb.
zie auch mit den Grundzügen der Entwicklungstheorie (Deszendenz-
lehre) bekannt zu machen (vergl. Norrenberg: Die Reform der höheren
Schulen, Seite 299 ff), Einfache Erscheinungen aus anderen
Zweigen der Naturwissenschaft, soweit sie zum Verständnis der
lebenden Natur dienen können und über das Fassungsvermögen
der Schüler nicht hinausgehen, werden überall in den Bereich
der Betrachtung gezogen. Auf allen Stufen werden die Schüler
im einfachen schematischen Zeichnen des Beobachteten geübt.
Naturwissenschaftliche Exkursionen gewähren die Möglichkeit, die
Lebenserscheinungen der Tier- und Pflanzenwelt, die gegenseitige
Abhängigkeit und die Lebensgemeinschaften beider der Anschauung
und dem Verständnis der Schüler nahe zu führen, wie sie auch
Veranlassung zu Übungen im Bestimmen einheimischer Pflanzen bieten,
lie von den Lehrplänen als sehr empfehlenswert bezeichnet werden.
Im Zusammenhang hiermit steht es, daß im allgemeinen die
Sommermonate des Schuljahres für die Bewältigung der botanischen,
der Winter für die der zoologischen Lehraufgaben verwendet werden.
Doch werden einzelne Teile der Zoologie, z. B. die Lehre von den
Insekten, auch wohl im Sommer behandelt. In der Untersekunda der
Realanstalten findet ein zusammenhängender anthropologischer
Kursus statt. „Anatomie und Physiologie des Menschen“ und in Ver-
bindung damit „Unterweisungen über die Gesundheitslehre“ zeichnen
die Lehrpläne hier vor. Auf dem Gymnasium aber soll dieser Gegen-
stand nur ein Vierteljahr in Obertertia in Anspruch nehmen und auf
die anatomische Seite beschränkt bleiben; zur Ergänzung wird in einer
der Oberklassen ein Teil der Zeit für einen physiologischen Kursus
z‚erwendet. —
Der Unterrichtsstoff in Physik und Chemie nebst Mineralogie
ıst auf zwei Kurse verteilt.
a) In dem ersten dieser Kurse, welcher im allgemeinen die
Dbertertia und Untersekunda umfaßt, werden nur die einfachsten,
dem Verständnis und dem Interesse der Schüler am nächsten liegen-
den Lehren behandelt. In ihm bildet durchweg das Experiment, aber
in möglichst einfacher Form, die Grundlage; auch wird, wo irgend
möglich, die eigene Erfahrung des Schülers als Ausgangspunkt benutzt.
Die Lehrordnung läßt namentlich den Realanstalten eine gewisse Frei-
heit in der Verteilung des Lehrstoffs, beschränkt aber die Auswahl
desselben für alle Anstalten gleichmäßig und verbindlich in der folgen-
den Weise: Für Obertertia: die einfachsten Erscheinungen aus der
Mechanik fester, flüssiger und sgasförmiger Körper, sowie aus