Full text: Die höheren Lehranstalten und das Mädchenschulwesen im Deutschen Reich (2. Band)

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als auch die Beziehungen zur Biologie in Betracht gezogen. In den 
praktischen Übungen sollen die Schüler die wichtigsten Reaktionen 
der Metalloide und Metalle durchmachen, einfache qualitative Analysen 
ausführen und leichte Präparate herstellen. Derartige Übungen, die 
bei richtiger Leitung einen hohen erziehlichen Wert haben, finden 
auf einer größeren Anzahl von Realanstalten auch auf dem Gebiete 
der Physik statt. 
Bei der gewaltigen Fülle des Stoffes auf allen Gebieten und der 
besonders an Gymnasien verhältnismäßig geringen Anzahl der Lehr- 
stunden muß natürlich auf eine angemessene Auswahl die größte 
Sorgfalt verwendet werden. Der herrschende Gesichtspunkt ist, daß 
die Schüler zu eigenem Beobachten und selbständigem Denken an- 
geleitet werden, jede Überlastung mit gedächtnismäßig anzueignendem 
Lehrstoff aber vermieden wird. Größere häusliche Ausarbeitungen 
Jürfen nur in den oberen Klassen der Realanstalten und höchstens alle 
ier Wochen gefordert werden. 
Lehrpläne und Lehrbetrieb. 
10. Erdkunde. 
Allgemeines Lehrziel. Verständnisvolles Anschauen der um- 
sebenden Natur und der Kartenbilder, Kenntnis der physischen Be- 
schaffenheit der Erdoberfläche und der räumlichen Verteilung der 
Menschen, sowie Kenntnis der Grundzüge der mathematischen Erd- 
kunde. 
Der Geographieunterricht ist das Schmerzenskind unserer höheren 
Schulen. Es ist die Stelle, wo das lastende Gewicht der Sprachen 
den Ansprüchen der neueren Wissenschaft und des Lebens am be- 
denklichsten als Hemmung gegenübertritt. Der Neuhumanismus sah 
in der Geographie ausschließlich einen Kreis gedächtnismäßigen 
Wissens und sprach ihr den formalen Bildungswert ab. Daher kam 
sie für das humanistische Gymnasium nur als eine Hilfswissenschaft 
der Geschichte in Betracht, und selbst auf die Realanstalten übertrug 
sich diese einseitige Auffassung. Die Folge davon ist einmal, daß der 
Geographieunterricht von den Mittelklassen an überall an die Ge- 
schichtsstunde angeschlossen worden ist und auf den oberen Stufen 
überhaupt keine eigene Stunde zugewiesen bekommen hat; nur in der 
Oberrealschule ist ihm auch in Sekunda und Prima eine Wochen- 
stunde zugeteilt, einer der Punkte, in denen diese Schulgattung einen 
Vorzug vor den beiden anderen aufweist. Was aber lange Zeit für 
die Entwicklung des Lehrfaches noch hinderlicher sein mußte, war,
	        
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