Full text: Die höheren Lehranstalten und das Mädchenschulwesen im Deutschen Reich (2. Band)

Einleitung. 
In einem Werke über die deutsche Schule beansprucht das 
Mädchenschulwesen eine eigene Darstellung, weil der Unterricht der 
Mädchen und Knaben in Deutschland nicht nur äußerlich getrennt 
st, sondern sich auch in bezug auf Organisation und Ziele unter- 
scheidet. Gemeinsamer Unterricht der Geschlechter und wenigstens 
annähernd gleicher Lehrgang findet sich nur in der Volksschule. In 
bezug auf die Volksschule also wird diese Darstellung nicht voll 
ständig und in sich abgeschlossen sein, sondern sie berücksichtigt 
aur das, was fdie Mädchen-Volksschule von der der Knaben unter- 
scheidet. Eine gewisse Ungleichmäßigkeit in der Darstellung, der 
Schein einer zu summarischen oder zu zerstückelten Behandlung des 
Volksschulwesens ist daher nicht zu vermeiden. Andrerseits muß 
Joch hier, um eine wenn auch nur lose Verbindung der Teile her- 
zustellen, manches Allgemeine sowohl über die das Erziehungswesen 
bedingenden Zeitverhältnisse, als auch über die herrschenden päda- 
gogischen Richtungen und über das Schulwesen überhaupt gesagt 
werden, das eigentlich nicht zu den Aufgaben der Darstellung gehört. 
Der Stoff, der in dieser Darstellung behandelt werden soll, ist das 
deutsche Mädchenschulwesen insofern es sich von der Knabenschule 
durch Unterrichtsstoffe und Ziele, sowie auch äußerlich scheidet; es 
handelt sich also von der Volksschule aufwärts um die hauswirt- 
schaftliche und allgemeine Fortbildung — die gewerbliche und 
kaufmännische, überhaupt das ganze Fachbildungswesen wird an 
anderer Stelle behandelt werden — um das höhere Mädchen- 
schulwesen einschließlich der bestehenden gymnasialen Unterrichts- 
anstalten für Mädchen und schließlich um die Lehrerinnenbildung. 
Der erste historische Teil kann natürlich eine getrennte Behandlung 
dieser verschiedenen Gebiete nicht durchführen, da ihre Entwicklung 
tatsächlich eine gemeinsame ist und meist von den gleichen Ursachen 
bestimmt wird. Der zweite Teil dagegen, der den gegenwärtigen
	        
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