Der gegenwärtige Stand des Mädchenschulwesens in Deutschland. 317
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die hauptsächlichen und charakteristischen Einzelerscheinungen her-
ausgegriffen, und an ihnen wird ein Bild der gesamten Kultur, aus
der sie hervorgewachsen sind, mit der sie zusammenhängen, und aur
die sie eingewirkt haben, entworfen.
In der Fassung der Ziele und in der Methodik des Religions-
anterrichtes ist denn auch diese Beziehung auf das praktische
Leben und seine Aufgaben deutlich erkennbar... Das Lehrziel für den
:>vangelischen Religionsunterricht heißt danach:
„Unterstützt von der gesamten Tätigkeit der Schule, verfolgt
der evangelische Religionsunterricht das Ziel, die Mädchen zum Leben
in Gottes Wort zu erziehen, sie in das Verständnis der heiligen
Schrift und in das Bekenntnis der Gemeinde einzuführen und sie so
zu befähigen, dereinst durch ihren Wandel und durch freudige Be-
teiligung am gottesdienstlichen Leben der Gemeinde sowie an christ-
lichen Liebeswerken die ihnen im Leben zufallenden Aufgaben zu
lösen.“ Und in den methodischen Bemerkungen wird hervor-
gehoben, daß es bei der Wahl des Religionslehrers vor allem darauf
ankomme, daß er eine lebendige, warme, innerlich überzeugte Per-
sönlichkeit sei. Ähnliche Gedanken finden sich in der Angabe des
Lehrzieles für den katholischen Religionsunterricht; „wie jeder
Unterricht“ heißt es da, „muß auch der Religionsunterricht so erteilt
werden, daß durch ihn die geistigen Kräfte der Schülerinnen ge-
weckt und entwickelt und die Anwendung auf das Leben angeregt
werde.“ Im einzelnen ist für den evangelischen Religionsunterricht
folgender Lehrgang vorgeschrieben:
Unterstufe: Eine mäßige, allmählich erweiterte Auswahl biblischer Geschichten des
alten und des neuen Testamentes, dazu passende Bibelsprüche, Liederverse, Gebete;
Krlernung der zehn Gebote und des Vaterunsers ohne Luthers Auslegung. .
Mittelstufe: Darstellung der Geschichte des Reiches (Gottes im alten. und im
Aaeuen Vestamente in einer zusammenhängenden Reihe biblischer Geschichten nach einem
Lesebuch; das erste Hauptstück mit Luthers Auslegung, Erlernung des zweiten Haupt-
;tückes, Worterklärung des zweiten und dritten Hauptstückes, dazu passende Bibel-
iprüche; in jedem Jahre etwa vier Kirchenlieder; das Kirchenjahr.
Oberstufe: In Klasse III evangelische Perikopen, in reichlicher Auswahl die
Aleichnisse des Herrn, Auslegung der Bergpredigt, die Erklärung des zweiten Haupt-
;tückes mit Luthers Auslegung, die Ordnung des Gottesdienstes, vier Kirchenlieder. —
In Klasse II: Zusammenhängende Lesung und Erklärung eines der synoplischen Evan-
zelien, ausgewählte Psalmen und prophetische Stellen des alten Testamentes, Luthers
\uslegung des dritten Hauptstückes, das vierte und das fünfte Hauptstück ohne Luthers
\uslegung, vier Kirchenlieder, die (jeschichte des evangelischen Kirchenliedes in ein-
‚elnen Lebensbildern, Luthers Leben und Wirken. — In Klasse I: Ausgewählte aposto-
ische Perikopen, Wiederholung des Katechismus, der Bibelsprüche und Lieder, Bilder
us der Kirchengeschichte in strenger Beschränkung auf die für die kirchlich-religiöse
Jildung der evangelischen Jugend unentbehrlichen Stoffe, Pflanzung und Ausbreitung der