Full text: Die höheren Lehranstalten und das Mädchenschulwesen im Deutschen Reich (2. Band)

374 Das Mädchenschulwesen. 
Schüler in Fortbildungsschulen 89 385 beträgt, fallen auf die weiblichen 
Fortbildungsschulen nur im ganzen 2567 Schülerinnen. Nach der 
Statistik vom 1. Dezember 1899 waren es 2435 gegen 80 168 Schüler. 
Obligatorischer Fortbildungsunterricht für Mädchen besteht bis jetzt 
nur in den Städten Falkenstein, Klingenthal, Geysing, Plauen, Leipzig; 
die größte Zahl von Fortbildungsschülerinnen, 1027, finden wir in 
Plauen. In allen anderen Städten, die überhaupt Gelegenheit für 
einen Mädchenfortbildungsunterricht geschaffen haben — es sind etwa 
zehn — ist der Unterricht nur fakultativ. Sowohl der obligatorische, 
wie der fakultative Unterricht erstreckt sich in der Mädchenfort- 
Sildungsschule manchmal nur auf weibliche Handarbeiten, zuweilen 
auch auf die in der allgemeinen Fortbildungsschule üblichen wissen- 
schaftlichen Fächer. 
d) Der hauswirtschaftliche Unterricht. 
Der hauswirtschaftliche Unterricht ist in Sachsen bereits in einer 
Reihe von Städten auf der Oberstufe der Volksschule eingeführt. 
Zum Teil ist seine Einführung der Initiative von Vereinen oder Privat- 
personen zu verdanken, die die Mittel dazu hergegeben haben; so 
z. B. in Erdmannsdorf, wo die Kochschule von einem Fabrikbesitzer 
unterhalten wird, aber der städtischen Schule angegliedert ist. In 
weitaus den meisten Fällen tragen aber die Städte selbst die ge- 
samten Kosten, sodaß die Schulküche in vollem Maße ein Teil des 
städtischen Volksschulwesens geworden ist. Schulküchen sind z. B. 
eingerichtet in Dresden, Leipzig, Plauen, Glauchau, Mittweida, Zittau, 
Zwickau, Crimmitschau, Chemnitz, Meißen usw. Wo neue Schul- 
häuser gebaut werden, pflegen jetzt gleich Vorkehrungen zur Ein- 
richtung der Schulküche getroffen zu werden, Meist sind die 
Schülerinnen der ersten Klassen zum Besuch der Kochschule ver- 
pflichtet; weil aber häufig die Schülerinnen der Volksschule die erste 
Klasse nicht erreichen, und um auch denen, die aus tieferen Klassen 
abgehen, die Vorteile des Haushaltungsunterrichtes zukommen zu 
lassen, wird, wie in Preußen, zuweilen bestimmt, daß alle Konfir- 
mandinnen, d. h., alle Mädchen von 13 bezw. 14 Jahren ein Jahr 
die Schulküche zu besuchen haben. In einzelnen Städten erstreckt 
sich der Unterricht in der Schulküche auch auf die beiden ersten 
Mädchenklassen. Der Unterricht findet meist an zwei Vormittagen 
in der Woche statt; ein Ausfall an anderen. Unterrichtsfächern ist 
trotz dieser Mehrbelastung der Zeit des Schulbesuchs für die Mädchen 
fast überall vermieden worden.
	        
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