Der gegenwärtige Stand des Mädchenschulwesens in Deutschland. 379
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Musik (Gesang, Violinspiel), Zeichnen (Freihand- und Linearzeichnen),
Turnen und weibliche Handarbeiten. Außerdem können sich die
Kandidatinnen einer Prüfung in fakultativen Fächern (französische
Sprache, Klavierspiel, Orgelspiel, Haushaltungskunde) unterziehen.
Die mündliche Prüfung erstreckt sich auf Religion oder Schulkunde,
deutsche Sprache, Naturkunde, Kopfrechnen; in allen andern Fächern
werden die Fragen bezw. Aufgaben schriftlich gelöst. Die praktische
Prüfung besteht in der Ablegung einer Lehrprobe und in der Prüfung
in den technischen Fächern und in der Musik.
Zur zweiten Dienstprüfung werden diejenigen Lehrerinnen zuge-
lassen, die mindestens zwei Jahre im öffentlichen Schuldienst gestanden
und das 23. Lebensjahr zurückgelegt haben; sie erstreckt sich auf
Schulkunde und Lehrfähigkeit, Religion, Aufsatz, deutsche Sprache
und Literaturgeschichte, Arithmetik, Geschichte, Musik, Zeichnen, so-
wie nach Wahl entweder Geographie oder Naturgeschichte oder Na-
curlehre. Als fakultative Prüfungsfächer können außerdem die fran-
zösische Sprache und das Orgelspiel gewählt werden. Auch hier ist
die Prüfung in fast allen Fächern eine schriftliche; die mündliche
Prüfung erstreckt sich nur auf Pädagogik, deutsche Sprache und Lite-
caturgeschichte; die praktische besteht in einer Lehrprobe, sowie einer
Prüfung im Zeichnen und in der Musik.
Es bestehen in Württemberg zwei Staatsseminare für Lehrerinnen,
nämlich ein evangelisches Seminar in Markgröningen, das im Schul-
jahre 1901/1902 36 Schülerinnen hatte und an dem ein Rektor, ein
Oberlehrer, ein Musiklehrer, drei Lehrerinnen angestellt waren, und
ein katholisches Seminar in Gmünd mit 26 Schülerinnen und einem
Oberlehrer. Der Staat verausgabte für seine Lehrerinnenseminare
im Schuljahre 1901/1902 28 280 M.
Die Aufnahme in dem evangelischen Seminar erfolgt auf Grund
einer Prüfung, in der die Kenntnisse der Volksschule nachgewiesen
werden müssen, im 16. Lebensjahr. 12 Bewerberinnen werden als
„Seminaristinnen‘“ aufgenommen und erhalten dann neben freiem Un-
terricht und Aufenthalt Staatsunterstützung, mit der sie etwa ihre
Kost bestreiten können. Außerdem werden einzelne Hospitantinnen
zugelassen, sodaß der Kursus etwa 15—16 Schülerinnen zählt. Das
Seminar umfaßt jetzt drei Jahrgänge, ist aber in der Umbildung zu
einem 4stufigen Kursus begriffen. Zu den Prüfungsfächern kommt
Schulgesundheitspflege und Haushaltungskunde.
Die Bildung der Lehrerinnen für höhere Mädchenschulen
übernimmt das höhere Lehrerinnenseminar in Stuttgart. Es ist eine