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Das Mädchenschulwesen.,
& Hauswirtschaftliche und allgemeine Fortbildung.
Eine besondere eingehende Statistik über die in Elaß-Lothringen
vorhandenen Mädchenfortbildungsschulen, in denen der Unterricht
fakultativ ist, wird nicht geführt. Am 1. April 1903 bestanden in
Elsaß-Lothringen für beide Geschlechter 204 Fortbildungsschulen mit
im ganzen 4392 Schülerinnen, darunter waren 7 Mädchenfortbildungs-
schulen. Die in Elsaß-Lothringen bestehenden Haushaltungsschulen
sind Privatanstalten und unterstehen nicht der Aufsicht der Schul-
verwaltung; eine Statistik darüber ist nicht erhältlich.
III. ABSCHNITT.
Die gymnasialen Unterrichtsanstalten für Mädchen
in Deutschland.
Die gymnasialen Unterrichtsanstalten für Mädchen tragen in der
Vielgestaltigkeit ihrer Organisation die Spuren ihrer Entstehung an
sich. Die Gymnasialbildung der Mädchen ist noch in den ersten
Stadien ihrer Entwicklung, sodaß sich noch keine feste Norm dafür
herausgebildet hat und fast jede Anstalt einen selbständigen Versuch
zur Lösung ihrer Aufgaben darstellt.
Als sich das Bedürfnis zu der Errichtung von gymnasialen
Mädchenbildungsanstalten herausstellte, waren die dafür in Betracht
xommenden Schülerinnen größtenteils erwachsene Mädchen, die die
nöhere Mädchenschule durchgemacht hatten und nun aus eigenem
Entschluß dazu gekommen waren, sich auf ein akademisches Studium
vorzubereiten. Um diesem praktischen Bedürfnis Rechnung zu tragen,
wurden die Gymnasialkurse in Berlin unter der Leitung von Fräulein
Helene Lange gegründet; sie setzen den Abschluß der höheren
Mädchenschule voraus, nehmen ihre Schülerinnen mit dem 15. —
früher erst mit dem 16. — Lebensjahre auf und führten sie zuerst in
drei, jetzt in vier Jahren bis zur Reifeprüfung für die Universität. Nach
diesem Muster wurden ein halbes Jahr später die Gymnasialkurse des
Allgemeinen deutschen Frauenvereins in Leipzig gegründet. Von
anderer Seite ging man von dem Gedanken aus, daß eine gründliche