Full text: Die Durchführung der preußischen Schulreform in ganz Deutschland

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in den neueren Sprachen; das Lehrfach in Altphilologie und Geschichte aber nur 
mit 37 Stimmen. Das braucht man aber nicht ängstlich anzusehen, denn 
wer die alten Sprachen studieren will, der empfindet es wohl als Unbequemlichkeit, 
wenn er eine Sonderprüfung in den alten Sprachen ablegen muß, aber schaden 
wird es ihm nichts; es ist an und für sich kein Unglück. 
Die Jurisprudenz ist jetzt mit 37 Stimmen an die Realgymnasien frei— 
gegeben, das ist also schon eine überwiegende Majorität, wenn auch noch nicht 
ganz 2/8. Die Theologie endlich ist an die Realgymnasial-Abiturienten mit 
3 Stimmen in Baden freigegeben. 
Betrachten wir die Zahlen für die Oberrealschulen, so sehen wir, daß 
jetzt das Bergfach mit 46 Stimmen freigegeben ist. Wie Sie aber gleich hören 
werden, errichtet Bayern jetzt Oberrealschulen, und der Kultusminister hat versprochen, 
daß das Berg- und Forstfach an die Oberrealschul-Abiturienten freigegeben 
werden soll. Sie können also die 6 bayerischen Stimmen hinzuzählen, so daß 
die Zahl im Bergfach auf 52, im Forstfach auf 46 steigt. Im Staatsbau— 
und Maschinenbaufach ist sie selbst mit Hinzurechnung von Bayern erst 45, aber 
immer hoch genug, daß man der weiteren Entwicklung mit Ruhe zusehen kann. 
Das Lehrfach für Mathematik und Naturwissenschaften erreicht die Zahl 51. 
Weniger günstig sieht es im Lehrfach der neueren Sprachen für die Oberreal— 
schulen aus. Der Minister in Bayern will das Fach zwar freigeben, aber nicht die 
Anstellungsfähigkeit an Gymnasien und auch nicht einmal an Realanstalten. Damit 
ist also gar nichts freigegeben. Das Lehrfach für neuere Sprachen ist demnach erst 
mit 35 Stimmen für die Abiturienten der Oberrealschulen geöffnet; das muß von 
diesen Anstalten als eine Ungerechtigkeit empfunden werden. Im Fach der Altphilolo— 
gie ist die betreffende Zahl dieselbe wie für die Realgymnasial-Abiturienten. 
Nun, meine Herren, kommen wir zum Studium der Jurisprudenz, dem 
allerwichtigsten Fache. Das ist für die Oberrealschulen erst mit 27 Stimmen 
freigegeben. Es ist also noch nicht die Majorität erreicht, und es wird noch 
einen harten Kampf kosten, bis eine größere Zahl herauskommt. 
Meine Herren, mit dieser Übersicht schließe ich den ersten Teil meines 
Berichts und sage: wenn wir das, was mit schwarz „e?‘ in der Tabelle be— 
zeichnet ist, überschauen, so müssen wir uns freuen über den außer— 
ordentlichen Fortschritt,e derin diesen ZzJahren eingetreten 
ist, und wir können — und das soll meine erste These sein — wieder 
bloß Dank sagen, wie wir es eben den anwesenden Herren gegenüber 
getan haben, Dank sagen den Behörden, Parlamenten, Vereinen, die dazu 
beigetragen haben, daß ein so schönes Ergebnis erreicht worden ist. 
Nun aber sehen wir uns an: was bleibt uns noch zu tun? Wo 
sind noch die roten Striche, wo sind die Barren noch vorgeschoben? Wir 
werden hierbei, wie vor 2Jahren, die Freigabe der Jurisprudenzan die 
Realgymnasien allein verfolgen. Es handelt sich da noch um 15 
Staaten, die im ganzen 21 Stimmen im Bundesrat vertreten. 
Ich habe eine Liste“) hergestellt zur näheren Orientierung. Auf dieser 
Liste finden Sie erstens die Staaten genannt, in denen die Jurisprudenz an 
*) Sie befindet sich am Schlusse vor der Berechtigungstabelle.
	        
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