Il. Einleitung.
Von einer Schrift über Technisches Schulwesen wird bei dem VOor-
liegenden geringen Umfang kein Einsichtiger mehr verlangen, als dass
sie einen Versuch darstelle in grossen Zügen ein Bild zu zeichnen von
den vielfachen Möglichkeiten technische Bildung zu erlangen, von
den allgemeinen hiebei im Interesse der Gesamtheit zu stellenden For-
derungen und von den einschlägigen Wünschen und Bestrebungen
des Technikerstandes als eines zusammengehörigen und darum
auch in seiner wesentlichen Entwicklung einheitlichen Ganzen.
Einzelfragen und Einzelwünsche werden also hier nur SO weit zu er-
5rtern sein, als sie die Allgemeinheit und das Ganze der Techniker-
schaft berühren.
Auch kann es sich hier nicht um eine billige Lobpreisung der Technik,
sicht ein flaches Hinweggleiten über strittige Fragen handeln, sondern
ım unerbittliche Feststellung von Mängeln, da wo sie vorhanden sind,
auch wenn ihre Erwähnung nicht jedem Ohre angenehm klingen sollte.
Bei einem Gebiet von der Jugend und dem rastlosen Vorwärtsstürmen
der neuen Technik kann es an Reibungsflächen unter ihren Jüngern
nicht fehlen; ich hoffe aber, die folgende Darlegung werde Allen den
Zindruck hinterlassen, dass der einigenden Gesichtspunkte doch
noch mehr sind als der trennenden, dass also wir Techniker alle,
vom letzten Angestellten bis zum ersten Direktor eines grossen Werks
ain bedeutendes Stück Wegs zusammengehen können, wenn wir nur —
was gerade heute dringend nottut — die erforderliche Selbstbesinnung
und Selbstkritik aufbringen und gleichzeitig den Blick von allzu persön-
lichen Wünschen weg auf das Wohl des Ganzen richten.
Das technische Schulwesen im allgemeinsten Sinn ist ein Teil
des Fachschulwesens überhaupt, an dem auch die Universitäten,
vor allem mit ihren Medizinern, Juristen, Theologen und Volkswirtschaft-
tern, ferner die landwirtschaftlichen, tierärztlichen, kunstgewerblichen und
Kunstschulen ihren Anteil haben. |
Das technische Schulwesen im Besonderen gewährt die Vorbildung
für die technischen Berufe im eigentlichen Sinn, welche in der ge-
werblichen und industriellen Tätigkeit ihre Auswirkung finden.
Die Entwicklung des technischen Schulwesens musste sich natur-
gemäss eng anschliessen an die Entwicklung der Technik selbst und
zwar nach Art und Tempo dieser Entwicklung. Gerade dieses
Tempo ist es, das die technischen Schulen nicht leicht zu der Ruhe
kommen lässt, welche sonst als unerlässliche Bedingung jedes erfolg-
-eichen Schulbetriebs angesehen wird. Da wir aber nun einmal heute
am Um- und Neubauen unseres Schulwesens sind; so dürften einige
kräftige Schritte nach vorne einem allzuängstlichen Vorwärtstasten vor-
zuziehen sein, damit nicht schon nach wenigen Jahren wieder mehr oder