Full text: Das technische Schulwesen

2. Lehrkräfte. 
Ich sprach eben von der Persönlichkeit der Lehrer, der Lehr- 
kräfte, als der richtigen Wegweiser zum Ziel. Auch ihrer sind mehr 
berufen als auserwählt. Lehrer und Freunde zugleich sollen sie der 
Jugend sein und keine Schulmeister! Der schlechteste Lehrer aber ist sicher 
derjenige, welcher. sich als Beamter fühlt. Dies soll keineswegs eine 
Verkleinerung irgend eines. Beamtenstandes bedeuten, es soll nur einen 
wesentlichen Unterschied zwischen zwei Begabungseinrichtungen fest- 
stellen und davor warnen, von Lehrern mehr als das Allernotwendigste 
an Verwaltungsarbeit zu fordern. Leider bekommen bei Differenzen 
zwischen Lehrern jene Beamtenlehrer von der Behörde meistens Recht; 
ihre bureaukratische Korrektheit ist eben unantastbar. — Persönlichkeiten 
von tiefer Bildung, Begeisterungsfähigkeit und innerer Anteilnahme brau- 
chen wir als Lehrer technischer Schulen. Stete Berührung mit der Praxis, 
mit dem wirklichen Leben muss ihnen dringendstes Bedürfnis sein, ein 
Bedürfnis, dem der Staat entgegenkommen müsste, mehr als es teilweise 
geschieht. ; 
Näheres über diese grundsätzlich wichtige Frage vergl. Anlage 1. 
3. Unterrichtsmethoden. 
Auch unsere technischen Unterrichtsmethoden sind mannig- 
facher Entwicklung fähig. Ich begrüsse das sich hiebei neuerdings 
geltend machende Interesse der Lernenden. So haben mich Studierende 
der Stuttgarter Hochschule gebeten, vor ihnen einen Vortrag über Hoch- 
schulpädagogik zu ‘halten, ein Gebiet, vor dem selbst manche Hochschul- 
lehrer eine eigenartige Abneigung besitzen.*) Die Studierenden glaubten 
auf diese Weise ihrerseits an Verständnis für den Unterrichtsbetrieb zu 
gewinnen, und ihn besser ausnützen zu können. 
Unaufhaltsam schreitet die technische Entwicklung ‚fort, immer neue 
Gebiete eröffnen sich, immer weiträumiger, tiefer werden die bestehenden 
ınd immer schwerer wird ihre Vermittlung für Lehrer und Schüler. Immer 
weniger Zeit steht uns für den einzelnen Gegenstand zur Verfügung, 
immer intensiver muss der Unterricht werden. Ich bitte mich 
nicht falsch zu verstehen: ein presseartiger Lehrbetrieb taugt mindestens 
für die Allgemeinheit nichts. Studieren heisst nicht büffeln, sondern sich 
vertiefen, ein Gebiet kritisch nach allen Seiten wenden und betrachten, 
bis es zum persönlichen geistigen Eigentum geworden ist. Darum fordert 
man heute mit Recht für den Unterricht weniger‘ Vorträge aber mehr 
Uebungen, gemeinsame Besprechungen und Diskussionen des Lehrstoffs, 
sei es anschliessend an den Vortrag, sei es für Reifere in besonderen 
Seminarien. 
Gerade mit dem Seminarbetrieb habe ich ausserordentlich gute 
Erfahrungen gemacht und stelle heute meine Lehrgebiete statt wie früher 
*) Sie scheint mir ebenso unberechtigt zu sein, als wenn der Künstler es ab- 
lehnen wollte sich systematische Klarheit über die Mittel und Wirkungen seiner Kunst 
zu verschaffen. 
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