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dies zusammen gibt den Juristen ein grundlegendes geistiges
logisches Rüstzeug für das Begreifen und die Meisterung der Lebens-
vorgänge. Mag sie auch oft — manche sagen zu oft — eine allzu for=
malistische Meisterung sein, so liegt die Schuld daran heute wohl weniger
am System als an der Schwäche der Menschen. Noch mannigfaltiger als
das Studium ist für den Juristen im weiteren Sinn die Praxis, die ihn
:äglich vor neue aus allen Gebieten stammende Probleme stellt. .
Ganz anders beim technischen Studium. Bei uns wird, abgesehen
von der sehr verschiedenartigen Vorbildung, das eben gezeichnete Jdeal
eines nicht nur utilitaristischen, sondern logischen und methodischen Rüst-
zeugs für die Berufsausbildung nicht immer ‚erstrebt, geschweige denn
erreicht... Kennen wir doch kaum eine Pädagogik des technischen Unter-
richts. Wir haben lauter Einzelfächer; z. B. für Maschineningenieure
Dampfmaschinen, Wasserkraftmotoren, Dampfturbinen, Verbrennungsmo-
toren, Dynamomaschinen und Elektromotoren, aber keine Vorlesung über
Energieerzeugung im Allgemeinen. Wir besitzen heute nur die Anfänge
einer Geschichte und einer Philosophie der Technik. Von deren kultu-
vellen Bedeutung kennen kaum die Techniker selbst etwas Näheres. Wir
sind fast nur Nützlichkeits- und Fachmenschen! Und im Gegensatz zum
Juristen verengen in der Regel die ersten Jahre der Praxis eher unseren
beruflichen Gesichtskreis, anstatt ihn zu erweitern. ;
Ist bei solcher Sachlage das heutige Vorrecht der tüchtigen und da-
mit auch der weniger tüchtigen Juristen so unverständlich?
Die Ursachen dieser Zustände sind geschichtlich bedingt, unsere
Aufgabe ist es sie zu ändern, aber zunächst durch Leistungen, dann erst
durch Forderungen. Die Ursachen liegen in der Jugend der modernen
Technik und technischen Wissenschaften, in der rasenden Entwicklung
von Industrie und Wirtschaft, die nur unmittelbar nützliche Diener brauchen
können, diese ihre Diener unbarmherzig vorwärts treiben und keine an-
dern Götter neben sich dulden. Dazu kommt die meist auf das konkrete
eingestellte Persönlichkeit der technischen Lehrer, die man aus andern
guten Gründen oft mit Vorliebe aus der Praxis entnimmt. So empfinden
wenige Techniker ein Bedürfnis, oder haben sie Zeit für die methodische
Begründung ihrer Wissenschaften, für deren Philosophie und Geschichte,
für organische Einbeziehung ihrer Hilfswissenschaften, aber auch keine
Musse zu anderweitiger Betätigung im Interesse des Ganzen. für Politik
und allgemeine Fragen.
Eingeschlossen in seinen Konstruktionssaal in seine Werkstatt, aufs
äusserste spezialisiert, nur nach den Anweisungen des Wirtschaftlers
arbeitend, meint der Ingenieur leicht, Verwalten könne jeder, nur das
Ausführen sei schwer. Dabei verlernt er, wenn er je die Anlage dazu
hätte, Verwalten; Disponieren und Organisieren, wird immer einseitiger,
verbohrt sich, und wenn er trotzdem einmal zu leitender Stellung berufen
wird, so ist er leicht unduldsam und kleinlich und erreicht es bisweilen
sogar, dass seine technischen Untergebenen sich lieber einen Juristen als
Vorgesetzten wünschen!
Wie kann das besser werden? Zunächst durch eine radikale
Abwendung von der fachlichen Einseitigkeit des gesamten Studiums an
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