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Bey Hoͤhen aber, die uͤber den sechzigsten Grad gehen,
wird die Theorie der astronomischen Refraktionen sehr
einfach. Es ist bewiesen, daß hier die Brechung des
Lichtstrahls eben dieselbe seyn muͤsse, als wenn er aus
dem leeren Raume unmittelbar in die unterste Luftschichte
uͤbergienge, so daß die hoͤhern Luftschichten, sie moͤgen
beschaffen seyn wie sie wollen, zur absoluten Groͤße der
Refraktion nichts mehr beytragen. Vom Zenith an bis
auf eine Entfernung von wenigstens 45 Graden, haͤngt
die Refraktion allein von der Luft in der untersten Schichte
ab ; und sie steht mit ihr in einem geometrischen Ver⸗
haͤltnisse.
Die Refraktion also muß so, wie die Dichtigkeit,
in dem geraden Verhaͤltnisse der Barometerhoͤhe, und
dem umgekehrten der specisischen Federkraft der Luft ste⸗
Hen. Es ist also leicht zu erwarten, daß bey ungleichen
Thermometerstaͤnden auch die Refraktion verschieden seyn
muͤsse, selbst wann die Barometerhoͤhe sich nicht veraͤn⸗
derte; und dies war es, was durch Mayer's, und dann
auch durch la Caille's Beobachtungen bestaͤtigt wurde.
Nach Mayer wird die Refraktion um einen zwey und
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mometer, bey unveraͤnderter Barometerhoͤhe um zehn
Grade faͤllt. La Caille fand diese Bestimmung noch um
etwas zu groß; er setzte also die Veraͤnderung der Re⸗
Fraktion, fuͤr zehn Grade des Reaumur'schen Thermoe⸗