Full text: Geschichte der Aerostatik (Zweyter Theil)

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Das Goldschlagerhaͤutchen ist die innerste Membrane 
(tunica villosa) aus dem groͤsten Darme des Ochsen die 
zu dieser Absicht von dem Zellengewebe des Darms ab⸗ 
gesondert, uͤber einen Rahm gespannt und ausgetroknet 
wird. Man nimmt nur, indem sie noch frisch sind, die 
fetten und sennichten Theile weg, die man immer an 
ihnen bemerkt; mit den ersten wuͤrden sie der Faͤulniß 
ausgesezt seyn; und die leztere wuͤrden sie ungleich machen, 
und ihr Gewicht ohne Noth vermehren. Das getroknete 
Goldschlagerhaͤutchen ist so leicht, daß ein Quadratschuh 
davon nicht mehr als fuͤnfzehn Grane wiegt; man kann 
sie selbst doppelt nehmen, und man wird den Ballon nur 
desto mehr luftdicht gemacht haben, ohne daß die vermehrte 
Schwere den gluͤklichen Ausgang des Versuchers verhin⸗ 
dern koͤnnte. Allein diese so leichte Materie hat doch ihre 
Grenzen, so daß eine mit Firniß uͤberzogene Kugel we⸗ 
nigstens 8 Zoll im Durchmesser haben muß, um steigen zu 
koͤnnen: und auch wann sie nicht gesirnißt ist, so ist doch 
schon ein Durchmesser von oder 6 Zoll die aͤusserste 
Grenze, unter welche sie nie hinaus gehen darf. Eine 
noch kleinere wuͤrde vielleicht in sixer Luft steigen, in 
atmosphaͤrischer aber nicht mehr. 
Dies ist die Membrane, die schon Julius Caͤsar Sca⸗ 
liger in seinem Buche de subtilitate gegen Hieronymus 
Cardanus empfahl, und durch sie die mechanische Moͤg⸗ 
lichkeit der fliegenden Taube des Architas erklaͤrte. Lange
	        
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