Nach Versuchen, die nach dieser Richtung angestellt wurden !), hat sich er-
geben, daß während des ersten Teiles. der Ladung, solange die Gasentwick-
lung gering ist, die Zelle unempfindlich gegen die Ladestromstärke ist. Bei
zunehmender Gasentwicklung ist es nötig, die Ladestromstärke zu veringern.
Auf diese Erfordernisse wurde bereits bei den Besprechungen der Spannungs-
regler hingewiesen.
g) Der Einfluß der Überladung.
Ein dauerndes Überladen der Batterie übt auf das Plattengefüge insofern
einen schädlichen Einfluß aus, als durch die fortwährende Gasentwick-
lung die Füllmassen besonders an der positiven Platte gelockert werden.
Es bröckeln dann Teilchen ab, die sich am Boden als Schlamm ansammeln.
Stehen die Platten zu nahe am Boden, so kann auf diese Weise ein Kurz-
schluß hervorgerufen werden. Durch das ständige Abbröckeln wird die
Substanz der Platten und damit die Kapazität der Zellen verringert. Ein
zeitweiliges Überladen hat aber einen gewissen Vorteil, weil es das Bleisul-
fat, welches sich bei zu geringer Ladung bildet, zersetzt und als Bleisuper-
oxyd bezw. als Bleischlamm wieder zurückbildet. Bei den Starterbatterien
wird, wie schon erwähnt, durch hohe Säurekonzentration die Bleisulfatbildung
begünstigt.
h) Die Sulfatation der Platten.
Die Sulfatbildung steigert sich, wenn der Akkumulator längere Zeit seine
Chemischen Reaktionen einstellt, d.h. nicht benutzt wird ; aber auch zu
tiefe Entladungen verursachen eine rasche Sulfatbildung. Dieses macht
sich dadurch bemerkbar, daß die Platten eine hellere Färbung annehmen und
weiße Flecken zeigen. Wird diese Sulfatbildung nicht gehindert, so ent-
steht eine harte Kruste, welche den inneren Widerstand der Batterie erhöht.
Die Folge ist das Abfallen der Klemmenspannung und der Kapazität, Da
das Sulfat einen größeren Raum einnimmt als die gewöhnlichen Bleisalze,
so schwellen die Platten, insbesondere die positiven an, und biegen sich durch,
wobei leicht die Gitterkonstruktion gesprengt wird. Ladet man eine solche
Zelle, so nimmt die Spannung oft sehr hohe Werte an, manchmal über den dop-
pelten der normalen Spannung, sodaß der Laie leicht dazu neigt, anzunehmen,
daß die Batterie geladen ist. Solche Batterien sind, wenn die Sulfatbildung
zu weit vorgeschritten ist, unbrauchbar. Mäßige Sulfatbildung kann man
jedoch durch ein längeres Laden (etwa 40 Stunden lang) mit einem geringen
Ladestrom, der etwa ein Viertel des normalen beträgt, rückgängig machen.
Das Laden hat sehr lange zu erfolgen, da die Sulfatkristalle we-
gen ihrer schlechten Leitfähigkeit nur langsam den Strom hindurch-
lassen. Werden Batterien ständig nicht ‘bis zur vollen Gasent-
wicklung durchgeladen, so tritt ebenfalls die Erscheinung der Sulfat-
ation ein. Man spricht dann von einem „Verhungern‘“ der Platten.
Wenn die Batterie länger als 4 Wochen unbenutzt stehen bleibt, so ist dieselbe
an einer Gleichstromquelle von Zeit zu Zeit .durchzuladen. Dies ist auch
deswegen erforderlich, weil jede Batterie eine mehr oder minder starke
Neigung zur Selbstentladung besitzt,
ll) E. T. Z. 1900 S. 269.