deutsche und eine böhmische. Böhmen stand damals mit Süddeutsch-
land, vor allem mit Nürnberg, in enger Beziehung. Hauptmeister
der Familie wurde Peter Parler, der in Prag ansässig war, dort als
„germanus magister““ bezeichnet wurde, — im Reich hieß er der
„Junker von Prag‘ — den Dombau und den Bau der Moldaubrücke
leitete, etwas wie ein Diktator des böhmischen Bauwesens war und
im Jahre 1399 starb. Er hat in zwei Ehen viele Söhne gezeugt, die
alle Baumeister wurden und auch ihrerseits wieder Kinder hinter-
ließen, die den Beruf des Vaters ergriffen. Sie werden von den Kunst-
historikern, um sie untereinander und von den süddeutschen Ver-
wandten zu unterscheiden, wie eine F ürstendynastie behandelt. Es
ist die Rede von einem Johann dem Ersten, dem Zweiten, dem Drit-
ten und Vierten, von ebensovielen Baumeistern, die Heinrich hei-
ßen, von mehreren Michael usw. Man mag die natürliche Kraft der
Tradition ermessen, wenn sie in dieser Weise getragen wurde von
großen Baumeisterfamilien, die sich mit anderen Familien dann noch
versippten. In diesem Fall haben sich die Parler mit denen von En-
singen vermischt. Die Baumeisterfamilien wurden zu Trägern einer
ganzen Kultur, zu Exponenten des Stilgedankens.
Eine wichtige Baumeisterfamilie des fünfzehnten und sechzehn-
ten Jahrhunderts sind die Roritzer. Drei Generationen dieser Fa-
milie haben an dem im weiten Umkreise der Donaulandschaft ein-
Außreichen Regensburger Dom gebaut.
Schon Wenzel Roritzer, der im Jahre 1419 starb, ist in Regens-
burg tätig gewesen. Seine Witwe heiratete Andreas En gel, der in
den Jahren 1436 bis 1453 Dombaumeister in Regensburg war. Es
bestand ein Zusammenhang zwischen Wenzel und der Prager Fa-
milie der Parler; jedenfalls haben Steinmetzen der Parler-Hütte un-
ter Wenzels Leitung am Dom gearbeitet. Auch wirkte sein Einfluß
zur Straßburger Bauhütte hinüber.
Sein Sohn Konrad Roritzer, der um 1475 starb, wurde um
1456 „Obristmeister‘“ in Regensburg, nachdem er als Werkmeister
am Chor der St. Lorenzkirche in Nürnberg tätig gewesen war. Er
wurde auch, nach seinem Stiefvater, Konrad Engel genannt. Im
Jahre 1462 gab er ein Gutachten für den St. Stephansdom in Wien
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