Full text: Deutsche Baumeister

Von ähnlichen Gesinnungen erfüllt, wenn auch nicht so folgerich- 
tig denkend, und mit selbsterworbenen Formen, arbeiteten die mei- 
sten Generationsgenossen. Jakob Wolff der Jüngere, Sohn und 
Schüler des gleichnamigen Vaters, baute bis zu seinem im Jahre 
1620 erfolgten Tode das Nürnberger Rathaus. 
Georg Riedingers, des Straßburgers, Hauptwerk ist das bereits 
erwähnte Schloß in Aschaffenburg. Er wurde im Jahre 1568 gebo- 
ren und ging 1590 auf die Wanderschaft — eine Berufssitte, die auf 
die uralte Freizügigkeit von Kloster zu Kloster zurückgeht und die 
sich bis in das neunzehnte Jahrhundert im Handwerk wenigstens 
erhalten hat, während sie bei den Hochschularchitekten durch 
Studienreisen ersetzt wurde. Im Jahre 1595 bewarb Riedinger sich 
von Ansbach aus, wo er im Dienste des Markgrafen arbeitete, ver- 
geblich um die Stelle eines städtischen Werkmeisters in Straßburg. 
Im Jahre 1605 erhielt er den Auftrag, das 1552 niedergebrannte 
Schloß in Aschaffenburg zu bauen. Diesen wichtigen Auftrag kann 
er nur auf Grund anderer bedeutender Leistungen erhalten haben; 
doch sind sie nicht bekannt. Er muß auch sonst in Aschaffenburg 
tätig gewesen sein; genaue Nachweise sind jedoch nicht gelungen. 
Für den Kurfürsten von Trier soll er Entwürfe für die Philippsburg 
bei Ehrenbreitenstein und für den ehemaligen kurfürstlichen Palast 
in Trier geliefert haben. Beide Bauwerke sind erst nach seinem Tode 
ausgeführt worden. 
Hans Schock, der Straßburger Stadtbaumeister und Erbauer 
des dortigen Rathauses, wurde der weithinbekannte Baumeister des 
Heidelberger Friedrichsbaues; Hans Lampe aus Braunschweig, 
der schon 1604 starb und Generalbaumeister der Stadt war, lebt im 
Gedächtnis weiter als der Erfinder der schönen Giebelfront des 
Braunschweiger Gewandhauses; und Lüder von Bentheim, der 
Bremer Steinhauermeister (1550—1612), hat Ruhm erworben als 
Bildner des Bremer Rathauses und als Mitarbeiter am Leidener 
Rathaus, als ein Talent, das aufs glücklichste Malerisches und 
Architektonisches zu vereinigen verstanden hat. 
Es ließe sich noch mancher Name nennen, weil die Kunstge- 
schichte jetzt beginnt, die Namen aufzubewahren. In den meisten 
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