mit dem Baukondukteur Martin Böhme, der auch das Schloß
endgültig vollendete — in der Form eines barock-römischen Tri-
umphbogens dem Schloß hinzugefügt hat und angesichts der etwas
gewagt ausladenden aber eindrucksvollen Kuppel des Charlotten-
burger Schlosses. In ähnlicher Weise distanziert sich Schlüters ur-
sprüngliche Form von den schulmäßigen Formen der später unter
Friedrich Wilhelm dem Ersten entstandenen Kirchenbauten von
Philipp Gerlach, obwohl diese bescheidenen protestantischen Sa-
kralarchitekturen eine gewisse Volkstümlichkeit erringen konnten.
Was Andreas Schlüter in Berlin missen mußte, war ein seinem
Künstlerwillen kongenialer Bauherrenwille, Der große Baumeister
hat in zu engen Verhältnissen leben müssen, er hatte nur kleine
und ängstliche Menschen neben sich. Das Tragische seines ver-
hältnismäßig kurzen Heldenlebens erscheint in dieser Umwelt un-
abwendbar.
MATTHÄUS DANIEL PÖPPELMANN
Wie Schlüter zum ersten Preußenkönig, so gehört Pöppelmann
zum Kurfürsten August dem Starken von Sachsen. Er gehört en-
ger noch zu seinem Fürsten, weil beide sich von seiten des Tempe-
raments besser verstanden. August der Starke (1694—1733) war
ein von Versailles geblendeter Barockfürst, der als Beispiel für viele
im Buche der Geschichte dasteht, ein widerstandsfähiger Lebens-
schwelger, ein unbedenklich Zugreifender, von dem sein Minister
Graf Flemmig geschrieben hat: „Das Vergnügen und die Ruhm-
sucht bilden seine herrschenden Leidenschaften“, und ein politischer
Spieler, der aus Gründen seines Vorteils katholisch wurde, der eine
Königskrone gewann, verlor und wieder gewann. Zu seinen Leiden-
schaften gehörte das Bauen, ein rein darstellendes Bauen mit reichen
Kulissenwirkungen. Zu diesem phantastischen Egoisten paßte Mat-
thäus Daniel Pöppelmann gut, weil sein Talent imstande war, die
fürstliche Repräsentationslust zu adeln und in Kunst zu verwandeln,
weil seine Begabung von einer zweckfrei schaltenden Phantasie be-
dient wurde. Es war eine gefährliche Anlage, denn sie geriet in Ge-
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