kleiner Teil ausgeführt worden. Doch wirkt selbst dieses F ragment
stark — schon durch seine Lage auf einem steilen Donauberg. Die
Klöster suchten damals gern den Bauplatz auf beherrschenden An-
höhen. Lukas von Hildebrandt starb im Jahre 1745. Er steht neben
Fischer von Erlach wie der Poet neben dem Gelehrten. Künstlerisch
war er so reich, daß er verschwenderisch sein konnte. Er brauchte
nur zu empfinden, um gleich auch Melodiöses zu bilden. Wie ein
Gleichnis ist es, daß er in der Geschichte seinen Platz gefunden hat
neben dem von den Wienern vergötterten Prinzen Eugen. Auch er
hat etwas vom „edlen Ritter‘; sein Wesen, seine Kunst erscheint
ritterlich.
Jakob Prandtauer ist noch heute ein ziemlich unbekannter
Meister; das Wenige aber, das wir von ihm wissen, gibt von seinem
Talent eine hohe Meinung. Das Geburtsjahr ist unsicher, es liegt
zwischen 1655 und 1660. Er war der Sohn eines Maurers, die Quel-
len bezeichnen ihn im Anfang als Bildhauer; sein Tätigkeitsgebiet
wurde das Donauland zwischen Linz und Wien. Der Bauherr, der
an ihn glaubte, war der Abt Berthold Dietmayr. Prandtauers
Talent war dem Fischer von Erlachs entgegengesetzt; er war ein
ungelehrter Baumeister von urwüchsiger Kraft und Fülle, eben dar-
um aber nicht so sehr ein Meister der Einzelheit als vielmehr ein
Künstler des ersten Wurfs und ein Beherrscher der Massen: er hatte
stets ein Ganzes vor Augen, nichts entstand stückweis, alles war wie
inspiriert, ja wie improvisiert. Von Hildebrandt anderseits unter-
schied ihn ein volkhafter Zug von breiter Sinnlichkeit; er war nicht
prinzlich, was der Wiener mit allen seinen Instinkten war. Das
Hauptwerk Prandtauers ist das Kloster Melk, das aus einem Donau-
felsen so wirkungsvoll emporsteigt, daß der Betrachter an den Lim-
burger Dom erinnert wird. Der Bauplatz verbürgte auch in diesem
Fall schon die Wirkung. Gerundet schieben sich zwei Klosterflügel
vor, vorn durch einen halbrunden Terrassenbau verbunden, den
ein großer Torbogen in der Mitte weit öffnet. Dahinter erhebtsich
als Mittelbau die bewegt modellierte Kirchenfront mit zwei kühn
geschweiften Fassadentürmen — wie ein Stein gewordenes Glocken-
spiel — und einer in sich mehrfach gebrochenen Mittelkuppel.
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