L10 Beiderseits frei aufliegende, fachwerkgegliederte Dachbinder.
sammenzuhalten, dürfen aber nicht zur Aufnahme der Zugkräfte mit in Rechnung gesetzt werden. Ein
geradlinig durchlaufender Gurt vereinfacht die Stoßverbindung, die im übrigen stets so beschaffen
sein muß, daß zur Vermeidung von Biegungsmomenten die Schwerachsen der gestoßenen Teile und
der Verbindungslaschen zusammenfallen. Die Einfügung eines Spannschlosses nach Abb. 218 ist un-
gewöhnlich. Man mußte in diesem Falle auf einen Kran Rücksicht nehmen, der mit ganz wenig
Spiel unter den Bindern durchläuft. Das Spannschloß gestattet ein Nachziehen, wenn sich die Binder
im Laufe der Zeit durchgebogen haben sollten. Angehängte Putz-
decken oder Transmissionen verlangen naturgemäß eine besondere
Berücksichtigung.
Für gewöhnlich ist der Binder dann am wirtschaft-
lichsten geformt, wenn er kurze Druckstäbe, die ja
auf Knicken zu untersuchen sind, bietet. Sind größere
Längen nicht zu vermeiden, so kann das nötige Trägheitsmoment durch Verwendung
zweier aneinandergelegter Bohlen erreicht werden. Für die gegliederten Druckstäbe
sind. natürlich genügend viel Verbindungsstücke vorzusehen. Bei größeren Bohlen-
breiten verwende man nach Maßgabe der Abb. 214u mindestens zwei schräg an-
geordnete Schraubenbolzen. Ein Querschnittsabzug kommt bei Druckstäben nur
dann in Frage, wenn die verschwächte Stelle nicht satt mit anderem Holz ausgefüllt
ist oder wenn dieses Holz keine genügende Festigkeit hat. Dübel gemäß Abb. 214 u
leiten den Druck weiter, machen also für die Rechnung keinen Querschnittsabzug
nötig. Erfolgt aber der Druck senkrecht zur Faser, so erscheint ein Abzug doch
smpfehlenswert. Als Knicklänge 1 wird nach Maßgabe der Abb. 2148 für gewöhnlich
die theoretische Stablänge angesehen; ein Zwischenwert zwischen dieser und der
praktischen Ausführungslänge des Stabes sollte eigentlich genügen. Bei Gurtstäben,
die über mehrere Felder fortlaufen, wird bisweilen als Knicklänge 9/2 der theore-
tischen Stablänge gewählt.
Die Fachwerkstäbe zeigen zumeist einen rechteckigen Querschnitt. Nur in
Ausnahmefällen — bei zwischenzeitlichen Bauten — finden auch Rundhölzer Ver-
wendung. Die größten Stärken der Querschnitte mache man nicht über 30 em.
Man gebe den Bohlen keine zu geringe Stärke, weil sonst zu starke Neigung zu
Schwindrissen vorliegt. Im übrigen ist man bei der Bemessung der Breite auch
von der Art der Knotenpunktsverbindungen abhängig. Will man beispielsweise
eine größere Zahl von Stahldübeln anordnen, so werden Breiten von 10cm nicht
ımmer ausreichen. Bei den patentrechtlich geschützten Dübeln genügt bei kleineren
Kräften zumeist nur ein Verbindungsmittel, das oft schon eine Kraft von mehreren
Tonnen aufzunehmen vermag.
Bezüglich der Formgebung der Binder ist zu bemerken, daß die Kon-
struktionshöhe der Binder keine zu geringe sei, da allzuschräge Anschlüsse zumeist
recht unbequem sind. Sehr spitze Auflager, wie sie Abb. 213c zeigte, sind ebenfalls
recht unbequem, abgesehen davon, daß auf diese Weise sehr bedeutende Kräfte in
die Gurte kommen?!). Man lasse sich durch das Bestreben, an Füllstablängen zu sparen,
nicht zur Schaffung von unzweckmäßigen Binderformen verleiten. Die in Abb. 219e
punktiert angegebenen Endstäbe sind in statischer Beziehung Nullstäbe und können
iortgelassen werden; der Ersparnis an Holz steht als Nachteil allerdings eine etwas
amständlichere Stabverbindung im Gurtknickpunkt gegenüber.
Die Stöße der Gurtungen beschränke man auf ein Mindestmaß. Einmal
sind sie teuer, und dann können sie den Ausgangspunkt von Verschiebungen und,
damit verbunden, von Durchsackungen des Binders bilden. Aus diesen Gründen
RO Fa
ya a”
') Schaechterle berichtet in der Bautechnik 1925, S. 36 von dem ungünstigen Ausfall der Probe-
belastung eines Binders, bei dem gemäß Abb. 219 a am Auflager eine zu geringe Bauhöhe gewählt wurde.
Vorteilhaft ist hier das Einziehen einer Gegendiagonale (Abb. 219b), noch besser eine Vollwandausbildung
des ganzen Endfeldes, sofern nicht das beste Gegenmittel, eine Vergrößerung der Trägerhöhe (Abb. 219 d),
Anwendung finden kann.