Full text: Deutsche Baumeister als Beauftragte ihrer Zeit

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ebenso die an die Städte bestätigen. Das positiv Neue, das sich ergab, 
bestand einmal im Selbständigwerden der Landesfürsten und zum anderen 
darin, daß die Städte sich selbst regierten und dabei mächtig wurden. 
Der Adel trat infolge dieser Entwicklung zurück, er wurde müßig, verlor 
an innerer Macht und verarmte; nicht zuletzt, weil die Stadtwirtschaft nun 
die Landwirtschaft verdrängte und an die Stelle der Naturalwirtschaft die 
Geldwirtschaft gesetzt wurde. Der Bewohner der Städte aber schickte sich 
an, Träger neuer Lebensformen zu werden. 
Auch in der Kirche gingen wichtige Wandlungen vor: sie verfiel innerer 
Unordnung, als im 14. Jahrhundert französische Könige die Päpste ge- 
zwungen hatten, in Avignon zu residieren. Damit und mit der daraus 
folgenden Aufstellung eines Gegenpapstes war die zentrale Macht auch 
hier gebrochen. In Deutschland kam in die Kirche eine aus Unsicherheit 
geborene Unruhe. Die Folge war, daß die Kirche ihre religiösen Forde- 
rungen ins Fanatische steigerte. Sie war nicht mehr so straff wie früher von 
einem Mittelpunkt aus regiert, sie hatte auch mit dem Kaiser nicht mehr 
zu rechnen, denn über das deutsche Kaisertum hatte sie gesiegt, als 
Konradins Haupt fiel, und sie hatte sich keinesfalls auch schon nationali- 
siert. Die Besorgtheit der Kirche um ihr eigenes Schicksal führte zu einer 
gewaltsamen Steigerung der Idee und zu einer Gesinnung, die sich religiös- 
demagogisch nennen ließe. 
In der Baukunst hatten bisher die Benediktiner und dann die Zister- 
zienser vom Kloster aus die Entscheidungen getroffen; jetzt kamen die 
Bettelorden auf, die Predigerorden, die am liebsten dort wirkten, wo die 
größten Menschenmassen waren: in den Städten. Dem Bestreben dieser 
Orden waren die Kirchen des romanischen Stils nicht gemäß. Franziskaner 
und Dominikaner wurden die Erbauer gotischer Stadtkirchen, während 
die zu Landesfürsten sich erhebenden Bischöfe das Interesse für die Bau- 
kunst verloren. Zudem büßten die bisher ganz unstädtischen Klöster ihre 
alte Bedeutung als Schulen für Kunst und Wissenschaft ein; sie wurden 
mehr und mehr zu Versorgungsanstalten für erblose Söhne oder ledige 
Töchter des Adels, sie wurden halb zu Heimen und Spitälern. Später haben 
sich aus dem Klostergedanken dann — ein charakteristischer Wandel! — 
Universitäten entwickelt, die im Anfang sogar die alte Klosterzucht über- 
nahmen. Das alte kirchliche Regiment verlor an Kraft und Einfluß; dafür 
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