J
81
CC
4x
nn
pP
3
ebenso die an die Städte bestätigen. Das positiv Neue, das sich ergab,
bestand einmal im Selbständigwerden der Landesfürsten und zum anderen
darin, daß die Städte sich selbst regierten und dabei mächtig wurden.
Der Adel trat infolge dieser Entwicklung zurück, er wurde müßig, verlor
an innerer Macht und verarmte; nicht zuletzt, weil die Stadtwirtschaft nun
die Landwirtschaft verdrängte und an die Stelle der Naturalwirtschaft die
Geldwirtschaft gesetzt wurde. Der Bewohner der Städte aber schickte sich
an, Träger neuer Lebensformen zu werden.
Auch in der Kirche gingen wichtige Wandlungen vor: sie verfiel innerer
Unordnung, als im 14. Jahrhundert französische Könige die Päpste ge-
zwungen hatten, in Avignon zu residieren. Damit und mit der daraus
folgenden Aufstellung eines Gegenpapstes war die zentrale Macht auch
hier gebrochen. In Deutschland kam in die Kirche eine aus Unsicherheit
geborene Unruhe. Die Folge war, daß die Kirche ihre religiösen Forde-
rungen ins Fanatische steigerte. Sie war nicht mehr so straff wie früher von
einem Mittelpunkt aus regiert, sie hatte auch mit dem Kaiser nicht mehr
zu rechnen, denn über das deutsche Kaisertum hatte sie gesiegt, als
Konradins Haupt fiel, und sie hatte sich keinesfalls auch schon nationali-
siert. Die Besorgtheit der Kirche um ihr eigenes Schicksal führte zu einer
gewaltsamen Steigerung der Idee und zu einer Gesinnung, die sich religiös-
demagogisch nennen ließe.
In der Baukunst hatten bisher die Benediktiner und dann die Zister-
zienser vom Kloster aus die Entscheidungen getroffen; jetzt kamen die
Bettelorden auf, die Predigerorden, die am liebsten dort wirkten, wo die
größten Menschenmassen waren: in den Städten. Dem Bestreben dieser
Orden waren die Kirchen des romanischen Stils nicht gemäß. Franziskaner
und Dominikaner wurden die Erbauer gotischer Stadtkirchen, während
die zu Landesfürsten sich erhebenden Bischöfe das Interesse für die Bau-
kunst verloren. Zudem büßten die bisher ganz unstädtischen Klöster ihre
alte Bedeutung als Schulen für Kunst und Wissenschaft ein; sie wurden
mehr und mehr zu Versorgungsanstalten für erblose Söhne oder ledige
Töchter des Adels, sie wurden halb zu Heimen und Spitälern. Später haben
sich aus dem Klostergedanken dann — ein charakteristischer Wandel! —
Universitäten entwickelt, die im Anfang sogar die alte Klosterzucht über-
nahmen. Das alte kirchliche Regiment verlor an Kraft und Einfluß; dafür
BA