Full text: Ueber Weichenthürme und verwandte Sicherheits-Vorrichtungen für Eisenbahnen

und sinnreiche Apparate construirt zu haben, die im vollen Umfange allen An- 
forderungen entsprechen und die, in unzähliger Weise nachgeahmt und modi- 
ficirt, in den letzten Jahren einen so hohen Grad der Durchbildung und Voll- 
kommenheit — wie wir später noch nachweisen werden — (namentlich in 
der Verbindung mit electrischen Signalen) erreicht haben, dass die Anlage 
derselben mit voller Zuversicht für das Gelingen überall gewagt werden kann. 
Die Erkenntniss des hohen practischen Werthes dieses Systems veran- 
lasste bereits vor 10 Jahren (1867) die Direction der Braunschweigischen 
Eisenbahn und insbesondere deren technisches Mitglied, Oberbaurath Dr. 
Scheffler, mit Saxby in London über Einführung derselben — zunächst 
auf den Stationen Börssum und Jerxheim — in Verbindung zu treten und 
ist sie daher die erste deutsche Eisenbahn - Verwaltung (die etwa gleichzeitig 
für den Rangirbahnhof in Stettin ausgeführte Anlage hat in Folge ihrer 
Mängel eher abschreckend als ermunternd gewirkt), welche die anfänglich mit 
grossen Schwierigkeiten und Kosten verknüpften Installationen dieser Appa- 
rate auf ihren Linien thatsächlich durchführte, sie in ein übersichtliches und 
klares System ordnete und, den veränderten climatischen und anderen Ver- 
hältnissen in dem Arrangement der Details Rechnung tragend, sie successive 
für fast sämmtliche Stationen der Braunschweigischen Bahnen einführte. Nach 
vielfachen Abänderungen und Versuchen, bei welchen in erster Linie auf eine 
sehr sorgfältige und solide Anlage der Transmissionen Werth gelegt ist, wurden 
im Beginn des Jahres 1870 die Weichenthürme in Börssum und Jerxheim 
mit je 25 Hebeln dem Betriebe übergeben, hiernach folgten rasch die grösse- 
ren Anlagen in Braunschweig, Seesen, Schöningen, Holzminden, die minder 
grossen mit 12 resp. 16 Hebeln auf 6 anderen gefährdeten Punkten und 
endlich 15 kleine Hebelapparatanlagen mit je 6 Hebeln auf den verschiedensten 
Stationen der Braunschweigischen Linien. So wurden beispielsweise vor Ein- 
legung des Expresszuges im Preussisch-Braunschweigischen Verbande, welcher 
seit dem 15. Mai 1877 mit 90 Kilometer Geschwindigkeit von Holzminden 
bis Börssum (105 Kilometer) ohne anzuhalten 12 Stationen durchfährt, jede 
der letzteren planmässig und an Ort und Stelle genau geprüft und jeder Punkt, 
der durch eine falsche Weichen- oder Signalstellung die Sicherheit irgendwie 
gefährden konnte, mit mechanisch combinirten Stellapparaten ausgerüstet, 
Die für sämmtliche Centralapparate auf den Braunschweigischen Bahnen 
seit 1868 verausgabte Summe beziffert sich auf über 400,000 Mark, somit 
auf etwa 1000 Mark pro Kilometer Bahnlänge, ein anscheinend zwar hoher 
Betrag — abgesehen von der nicht unwesentlichen Verminderung des 
Wärterpersonals — wenn man berücksichtigt, dass derselbe nicht — wie etwa 
die Anschaffung eines Wagens — direct erwerbend und verdienend verausgabt 
ist, oder wenn man dagegen anführt, dass auch ohne diese Sicherheitsmaass- 
regeln der Eisenbahnbetrieb früher durchgeführt ist und noch an vielen Orten 
durchgeführt wird. 
Wir wissen aber sehr wohl aus unserer langjährigen Eisenbahnpraxis, 
wie dies geschehen und welchen Zufälligkeiten, Zusammenstössen und mannig- 
fachen Störungen gerade der Betrieb auf den Braunschweigischen Bahnen mit 
ihren sehr zahlreichen Anschlussbahnen früher ausgesetzt war und wie noch 
jahrein, jahraus auf nicht mit genügenden Sicherheitsapparaten ausgerüsteten 
Bahnen sich Unfälle und Zusammenstösse auf einzelnen Stationen regelmässig 
wiederholen, welche thatsächlich nicht mehr vorkommen dürften. 
Wir fühlen uns daher auch zu der Behauptung berechtigt — und jeder
	        
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