Full text: Ueber Weichenthürme und verwandte Sicherheits-Vorrichtungen für Eisenbahnen

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verantwortliche, ja unter den Strafgesetzen stehende Betriebs- und Maschinen- 
techniker bis zum subalternen Aufsichtsbeamten und Weichensteller herab, der 
aus eigener Erfahrung den Dienst vor und nach der Errichtung der Weichen- 
t*hürme kennen lernte, wird uns darin beipflichten — dass diese Ausgabe in- 
direct hohe Zinsen bringt, ganz abgesehen von dem System der Ordnung, 
der Schonung, Ruhe und Zuversicht für alle jene Beamten, welche mit dem 
Ein- und Auslassen und mit dem Befördern der Züge beschäftigt sind. 
Man könnte endlich noch dagegen anführen, dass der Erfindungsgeist 
im Bahnsignalwesen noch stetig Fortschritte, Besseres und Vollkommeneres 
erstrebte und erfände. Wir glauben auch dagegen Protest erheben zu müssen, 
denn der Grundgedanke des Systems der Weichenthürme ist seit 20 Jahren 
ebenso unverändert, als das Princip der Locomotive „Rocket“ des alten 
G. Stephenson im Vergleich zu der heutigen modernen Schnellzugmaschine. Mag 
die mechanische Bewegung der Gestänge oder der Verschlüsse durch eine 
andere Kraft, durch hydraulische, atmosphärische, ersetzt werden können, mag 
der Verschlussmechanismus electrisch und mit den Blockapparaten (wie es in 
England bereits geschieht) combinirt oder nicht combinirt werden, wir können 
darin keine Umwälzung erblicken, welche die verausgabten Summen als weg- 
geworfen erscheinen lässt, da die sämmtlichen Details — nach unserer wieder- 
holten und sorgfältigsten Prüfung der Constructionen — erheblich zweck- 
mässiger und einfacher als gegenwärtig nicht zu gestalten sind. Wohl aber 
glauben wir wiederholt betonen zu dürfen, dass wenn die Technik langbewährte 
practische Vorrichtungen ersonnen, welche bestimmte, von Zeit zu Zeit wieder- 
kehrende, mit Verlust an Menschenleben verknüpfte Gefahren sicher be- 
seitigt, Derjenige einer schweren Verantwortung sich schuldig macht, der — 
lediglich aus kritischen Gründen, aus Unkenntniss oder in der Erwartung 
nach etwas Besserem — sie nicht anwendet. 
Nach unseren Wahrnehmungen können wir die Bemerkung nicht unter- 
drücken, dass man auf vielen deutschen Bahnen sich bisher mit grösserer 
Vorliebe dazu entschloss, Comfort und Luxus in den Betriebsmitteln und 
Stationen zu cultiviren, als die, andern Orts zwar längst bewährten und ein- 
geführten — aber hier unbedingt noch zu wenig speciell bekannten und ein- 
gehend geprüften —- Sicherheitsapparate ebenfalls anzuwenden. 
Augenblicklich hat nun hierin eine entschieden günstige Wandlung statt- 
gefunden. 
Viele Bahnen beginnen bereits mit Einführung der Weichenthürme, 
während andere dem neuen electrischen System von Siemens & Halske 
den Vorzug einräumen. 
Wir unsererseits — fussend auf den Erfahrungen der Braunschweigischen 
und benachbarten Bahnen — legen auch aus öconomischen Gründen — wie 
wir später nachweisen werden — einen SO hohen Werth auf die Centrali- 
sation der Weichen nach dem hier zu beschreibenden englischen Central- 
interlocking-System, dass wir jede Anlage für unvollkommen und dem heutigen 
Standpunkte der Sicherheitstechnik nicht entsprechend halten, welche die 
Stellung der Weichen in althergebrachter Weise decentralisirt — durch 
einzelne Wärter — beibehält und in dieser minderwerthigen Form aller- 
dings der Arbeit und Mühe überhebt, das bei älteren Bahnen meist Suc- 
cessive entstandene Chaos der Weichen umzubauen und in ein System grösserer 
Ordnung — wenn auch vielleicht minderer Bequemlichkeit für den Betriebs- 
ınd Rangirbeamten — umzuwandeln. Der letztere sehr häufig gehörte Einwurf
	        
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