— 13 —
im Uebrigen nach gleichem Princip construirt und in den Wagen-Werkstätten
in Braunschweig ausgeführt. Es geht nach jeder englischen Weiche nur ein
starkes Muttergestänge (Gasrohr von 40 mm), welches neben der ersteren
aber sich in zwei kürzere Transmissionen zerlegt, von welchen jede alsdann
2 Weichen in Thätigkeit setzt. Diese Anordnung ist, nach hier angestellten
Versuchen, für englische Weichen die zweckmässigste, da sie neben einem
sicheren Schluss der Weichenzungen und der Verminderung todten Ganges in
den Verbindungen, ausserordentlich leicht functionirt. Thatsächlich stellt sich
die entfernteste englische Weiche bequemer und Sselbstverständlich erheblich
rascher mit dem weit entfernten Hebel-Apparate, als mit dem bis vor Kurzem
angewandten, in unmittelbarer Nähe liegenden Gewichtsstellbock.
In der Nähe des etwa 1 Meter hochgestellten Hebel-Apparates befindet
sich — wie bereits erwähnt — das geneigte Ablaufgleis, von welchem die
Wagen durch eigene Schwerkraft hinabrollen, um in den englischen Weichen
nach Richtungen rangirt zu werden. Es bedarf nur eines akustischen Signals
eines lauten Horns, um den Wärter zu benachrichtigen, dass Wagen abrollen,
und kann man, indem man die einzelnen Vertheilungsgleise numerirt, durch
kurze, rasch aufeinander folgende, den Vertheilungsgleisen entsprechende Horn-
signale mit grosser Sicherheit und in jedem Falle das Gleis resp. die Weiche
bezeichnen, welche der ablaufende Wagen passiren und erreichen soll. Gleis
und Stellhebel erhalten demgemäss stets die gleiche Nummer.
Durch diese Einrichtung werden die Eingangs bereits erwähnten Vortheile
erzielt, sodass neben der Ersparung an Personal und Zeit, auch die Sicherheit
des so hochwichtigen Rangir-Verfahrens auf geneigten Ebenen erheblich ge-
fördert wird. .
Kosten dieser Anlage ca. 4500 Mark.
C. Princip und Nutzen der Weichenthürme.
Wenn ein ordnungsmässig bewachtes Eisenbahngleis nicht durchkreuzt
und nicht durch Weichen abgelenkt ist, wenn nur eine Locomotive, nur ein
Zug sich auf demselben bewegt, so sind selbstverständlich keine Gefahren vor-
handen, keine Sicherheitsmaassregeln für den Zug selbst nothwendig. Sobald
die Maschine aber von diesem Gleise durch eine Weiche in ein anderes über-
geht, erzeugt sie, in Folge der Umstellung der Weiche des eigenen Gleises,
nicht nur die Eventualität einer Gefahr für dieses, sondern auch für sämmt-
liche Gleise, welche sie durchschneidet, mit Einschluss desjenigen, welches sie
endlich erreicht oder erreichen will.
Auf diesen sämmtlichen Gleisen muss somit — auf dem Durchschneidungs-
oder Gefahrpunkte — nicht nur der übrige Verkehr so lange unterbrochen
werden, als die Bewegung dauert, sondern es müssen auch sämmtliche auf
diesem Wege liegende Weichen und Signale vorher richtig gestellt werden.
Betrachten wir an einem Beispiele, ob in der That das Stellen der Signale
und. Weichen (ohne mechanische Schutzapparate) an und für sich so schwierig
und zu Irrthümern führen kann, wie wir in der Einleitung behauptet haben.
Lassen wir — betrachtungsweise — aus einer doppelgleisigen Bahn eine eben-
falls doppelgleisige Nebenlinie direct abzweigen, so ergiebt die einfachste An-
ordnung das Erforderniss von zwei Weichen und zwei Signalmasten mit je 2