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Armen, ausserdem — sofern eine Station in unmittelbarer Nähe — 2 Distanz-
oder Avertissementssignale, welche wir aber, da dieselben mit den Einfahrts-
signalen gesetzlich combinirt sein müssen, hier ausser Acht lassen. — .
Ein Centralstellapparat würde somit 4 Signal- und 2 Weichenhebel er-
halten müssen und wenn derselbe ohne interlocking construirt, so könnten —
wie eine einfache Skizzirung aller möglichen Signalstellungen ergiebt — 64
einzelne Flügelstellungen gegeben werden. Daneben könnten die beiden Weichen-
hebel — ohne Rücksicht auf die Signalstellungen — auf 4 verschiedene Positionen
gezogen werden.
Da jedoch ohne Gefahr einer Collision nur folgende Züge fahren können:
1) Auf der Hauptbahn 1 Zug hin, 1 Zug zurück, oder
2) „ » Nebenbahn1 „ „ 1 ” oder
3) ein Zug auf der Nebenlinie hin und auf der Hauptbahn her, oder
4) nur ein Zug hin oder zurück nach jeder beliebigen Richtung,
so sind nur 13 einzelne Flügelstellungen von 64 gefahrlos und sicher, die
übrigen aber unzulässig. — Ausserdem muss aber selbstverständlich auch jeder
Flügelstellung noch eine bestimmte Weichenstellung entsprechen.
Auf der von uns 1873 besuchten Cannonstreet- Station in London sind
67 Hebel, auf der Waterloo- Station sogar 108 Hebel nebeneinander in Thätigkeit,
Auf der ersteren Station verästeln sich 5 Hauptgleise in 9 Stationsgleise, von
welchen 8 an die Perrons führen, das 9te aber nur für die Dienst thuenden
Maschinen bestimmt ist. Im Ganzen sind 32 Weichenhebel und 35 Signalhebel
in dem quer über dem Gleise errichteten schmalen Glashause vorhanden, welche
für 18 an- und 18 abgehende, somit für 36 Züge pro Stunde, 108mal unter-
einander verstellt werden müssen, so dass im Durchschnitt jede halbe Minute
eine derartige Operation stattfindet. — Soll — als. extremster Fall — ein Zug
aus dem einen äussersten Gleise nach einem Perron auf der entgegengesetzten
Seite geführt werden, in Folge dessen 10 Weichen mit den dazu gehörenden
Signalen gezogen werden müssen, so erfordert diese Manipulation etwa nur
I/3 Minute, da der Weichensteller keine Secunde (durch die Gewöhnung und
die genaue Bezeichnung der Hebel) im Zweifel ist, welche Hebel und in welcher
Reihenfolge er ziehen muss. — Ohne den interlocking- Mechanismus wäre dies
absolut unausführbar, da die Ziffer der möglichen Hebelstellungen sich auf
Millionen belaufen könnte, während für den auf Cannonstreet festgestellten
Betrieb nur 808 Hebelcombinationen zulässig und auch in der That nur diese
Aurch den Apparat garantirt, alle übrigen aber wiederum durch den Apparat
positiv ausgeschlossen sind.
Obzwar diese Leistungen des Apparates auf den ersten Blick um so be-
wundernswerther und bedeutungsvoller für die Sicherheit erscheinen, je grösser,
schwieriger und complicirter der Betrieb, je verwickelter die Gleisanlagen, So
sind sie doch nur ein Vielfaches jenes einfachen mechanischen Princips, durch
jeden einzelnen Hebel einen Verschluss, eine Riegelstange in Bewegung zu setzen,
welche nach Bedürfniss einen oder auch mehrere andere bestimmte Hebel ver-
schliesst. Wie in dem bekannten Chubbschloss — welches wahrscheinlich die
erste Anregung zu diesem Apparate gegeben — die verschiedenen Zuhaltungen
nur durch einen bestimmt geformten Schlüssel bewegt werden können, so
bewegt bei dem interlocking- System jeder einzelne Hebel (Schlüssel) seine mit
ihm beweglich combinirte Riegelstange, mit welcher nach ganz beliebigen Varianten
andere Hebel verschlossen oder umgekehrt gelöst werden können.
Die Zahl und Reihenfolge dieser erlaubten Combinationen ergiebt sich