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mittelst Niveauverbindungen und Durchkreugungen vom Standpunkte der Betriebs-
sicherheit ganz unbedenklich, Demgemäss lässt der Signalthurm das bisher wesentlich
unter dem Gesichtspunkte der Sicherheit in Anwendung gebrachte Mittel der Ueber-
schreitung der einen Bahn durch die andere mittelst einer Brücke als entbehrlich
erscheinen und befreit damit das Kisenbahnwesen von einer schweren Calamität,
welche der Eintwickelung desselben mit der Zeit ein unübersteigliches Hinderniss
entgegenstellen würde, Es liegt nämlich auf der Hand, dass bei vielen Localitäten
eine dritte Bahn mittelst Ueberbrückung gar wicht mehr möglich ist, nachdem
eine‘ durch eine andere überbrückte Bahn bereits besteht. Kine jede Ueberbrückung
hat ausserdem, wegen der damit verbundenen starken Steigungen unmittelbar vor
dem Bahnhofe und der plötzlichen Gefällwechsel, Uebelstände für die Betriebs-
führung zur Folge und involvirt unmittelbar gewisse Gefahren, Ausserdem kann
sie für die am Bahnhofe belegene Stadt und Feldflur, sowie für die Communi-
sation auf den Strassen eine grosse Belästigung werden. Endlich aber erschwert
sie die im allgemeinen Verkehrsinteresse liegende Annäherung und Verbindung der
Bahnhöfe untereinander in erheblichem Grade, eine vollkommene Verbindung der
Bahnhöfe, d. h. der Personen- und der Gütergleise, macht sie geradezu unmöglich,
weil sie die Negation des Principes der Verbindung und Durchdringung der
Gleise verschiedener Verwaltungen ist.
Als ein aus dieser Durchdringung der Gleise entspringender Uebelstand
ist von einigen Seiten bemerkt, dass daraus ein unerwünschter Aufenthalt
des einen oder anderen Zuges bei der Ein- und Ausfahrt entspringen könnte,
welcher durch die Ueberführung der einen Bahn über die andere mittelst einer
Brücke zu vermeiden wäre. Dieses Bedenken wird durch folgende Thatsachen
entkräftet:
1) Wenn zwei oder mehr Bahnen nach der im vorliegenden Plane
ausgeführten Disposition in denselben Bahnhof einlaufen, so können
nach der Instruction für die Signalthürme immer eine grosse Zahl
ankommender und abgehender Züge gleichzeitig das Bahnhofs-
ende passiren, ohne sich zu begegnen. ;
Es bleibt nur eine verhältnissmässig geringe Anzahl von Zügen
übrig, welche nicht gleichzeitig ein- oder ausfahren können.
Yon den letzteren Zügen, welche nach dem Fahrplane doch im
Allgemeinen immer so disponirt sind, dass der eine Zug früher
als der andere kommt‘ oder geht, ruft nur die zufällige Un-
regelmässigkeit in der Beförderung die Nothwendigkeit her-
vor, den einen oder den anderen Zug einige Minuten aufzuhalten,
bis der collidirende Zug die Kreuzungsstelle passirt hat.
Der Stationsvorsteher hat es in der Hand, denjenigen Zug, welcher
lie meiste Beschleunigung erfordert, immer zuerst ein- oder aus-
'ahren zu lassen.
\uf dem Bahnhofe Börssum, auf welchem zu beiden Seiten zwei
‘requente Bahnen münden, gehören Aufenthalte der letztern Art
thatsächlich zu den Seltenheiten.
in manchen grossen Bahngebieten, z. B. im Gebiete der Königlich
Hannoverschen Eisenbahndirection, ist instructionsmässig bei Nacht
die gleichzeitige Ein- und Ausfahrt von Zügen verboten,
selbst wenn diese Züge keine Kreuzungsstelle mit einander gemein
haben, und demgemäss dürfen solche Züge nicht gleichzeitig sig-
nalisirt werden. Wenn es also für zulässig‘ gehalten wird, in
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