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selbst — parallel mit den Gleisen oder quer zu denselben am zweckmässigsten
aufzustellen ist. Die auf den Braunschweigischen Bahnen durchgeführte Parallel-
stellung gestattet dem Wärter allerdings, von seinem Standpunkte aus sowohl
die an-, als abgehenden Züge gleichzeitig ohne Mühe zu beobachten, erfordert
aber vor dem Signalhause unter Umständen eine etwas complicirtere Winkel-
bewegung für die entfernt liegenden Weichen (durch geschickte Anordnung
von quer zu dem Apparate liegenden Wellen, auf welchen die Angriffspunkte
sich befinden, lässt sich die Aufgabe immerhin noch einfach lösen), während
die Querstellung diese entbehrlich mächt, da die Weichengestänge von der
Sohle des Thurmes aus gradlinig nach beiden Seiten parallel zu den Gleisen
fortgeführt werden können, wie dies bei einer grösseren Zahl englischer Anlagen
der Fall ist.
Semaphoren, Distanzsignale, Compensations - Vorrichtungen,
electrische Contact-Apparate.
(Tafel V. Fig. 1 bis 5.) ;
Die optischen Tages- und Nachtsignale — Semaphoren — sind seit 1841
bekannt und, mit geringen Modificationen, auf der Mehrzahl der Weltbahnen ein-
geführt worden.
Der Ort der Aufstellung derselben auf den deutschen Bahnen ist durch die
Reichs-Signalordnung vorgeschrieben und ist im optischen Sinne dabei zu beachten,
dass dieselben nicht durch einen dunkeln Hintergrund (Gebäude, Bäume und
Berge) abgeschwächt, sondern möglichst in der freien Atmosphäre sichtbar sind.
Verbietet die locale Umgebung die Anwendung sehr hoher und deshalb unzweck-
mässiger Semaphoren, welche leicht durch Sturm beschädigt, oder deren Signale
bei dunkelem, vorzugsweise aber nebeligem Wetter schwer erkenntlich sind (man
kann in solchen Fällen zweckmässig unten an den Mast in der Höhe des
Locomotivführers einen zweiten repetirenden Flügel anbringen), so empfiehlt es
sich, die Flügel „weiss“ zu streichen, während bei freiem Hintergrunde eine dunkle
Farbe vorzuziehen ist. -— In England unterscheidet man sehr oft durch den An-
strich, durch Buchstaben und selbst durch Ortsnamen den Charakter des Signals
und giebt den häufig an einem und demselben Maste befindlichen Ein- und Aus-
fahrtssignalen verschiedene Farben; der für den Locomotivführer gültige Arm oder
Flügel wird „roth‘“, der für ihn irrelevante wird „weiss“ gestrichen.
Wie bereits bei dem Signalhause erwähnt, sollen die Semaphoren — also
auch die Distanzsignale —, wenn es irgend möglich, von dem ersteren aus ge-
sehen werden können (in den englischen Signalhäusern stehen sehr oft die Sema-
phoren direct über denselben, eine Anordnung, welche zwar für die Trans-
missionen sehr einfach, aber für den Signalwärter nicht übersichtlich ist), da hier-
durch bei Tage, sowie durch die „Rückwärtslichter‘“ bei Nacht der Wärter von
dem Gehorchen des Signals am einfachsten Kenntniss erhält. Verhindert aber
ein coupirtes Terrain diese Anordnung für die Distanzsignale, so sollten — wie
auf den Braunschweigischen und auf fast allen englischen Bahnen geschehen —
dieselben unbedingt mit electrischen Repetitions- oder Alarmsignalen, wie wir
sogleich näher erörtern, versehen werden.
Auf Tafel V Fig. 1 bis 5 ist in einer Längenprojection die auf den Braun-
schweigischen Bahnen eingeführte Normalconstruction dargestellt. Aus dieser
Zeichnung ist ersichtlich, wie durch das Ziehen des Thurmsignalhebels automatisch