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5) Wie auf den deutschen Bahnen schon seit mehreren Jahren die hoch-
verdiente Firma Siemens & Halske in Berlin zwei benachbarte Block-
stationen. electrisch in eine solche Abhängigkeit zu einander bringt, dass der
eine Blockwärter nur unter Zustimmung des andern das Fahrsignal zu geben
vermag — so combinirt man neuerzeit auch in England das Blocksystem direct
und unmittelbar mit dem interlocking-System.
Ein derartiger Apparat der Firma Saxby & Farmer (Patent Hodgson)
ist auf der diesjährigen Ausstellung in Paris ausgestellt und auf Tafel XI,
Fig. 7—8 im Aufriss, auf Tafel XII in Fig. 1 in der Situation dargestellt,
und wird eine kurze Beschreibung genügen, um die hohe Bedeutung desselben
für die absolute Sicherheit des Eisenbahnbetriebes — namentlich in Bezug
auf die von uns mehrfach angedeutete Unsicherheit der electrischen Befehle
— klar zu stellen.
A, B und € (Fig. 1, Tafel XII) sind aufeinanderfolgende Stationen, welche
jede einen interlocking-Apparat mit einer beliebigen Anzahl von Hebeln besitzt.
Jede Station hat ausserdem die nöthigen Blockinstrumente, mit welcher sie mit
ler nächsten in Verbindung steht. Diese letzteren sind nun mit den interlocking-
Apparaten derart direct verbunden (Fig. 7 u. 8, Tafel XI), dass jeder derselben
durch eine dünne Schubstange G& mittelst einer Handhabe X den electrischen
Contact mit dem Leitungsdrahte herstellen oder unterbrechen kann. Jede obiger
Schubstangen steht wiederum direct mit den Verschlussstangen des interlocking-
Apparates in Verbindung, sodass durch dieselben sowohl Hebel verschlossen
resp. gelöst werden können, oder dass umgekehrt, das Ziehen der Hebel selbst
obige Schubstangen der Blockapparate verriegelt oder frei lässt. — Angenommen,
es signalisirt Block 4 nach Block B, dass ein Zug in den Block B einlaufen
zoll. Der letztere stellt hierauf die betreffenden Hebel und Signale für den
ankommenden Zug, wodurch er gleichzeitig die electrischen Instrumente ent-
riegelt und der Blockstation 4 nunmehr melden kann, dass die „Linie frei“ ist.
Das Geben dieses letzteren Signals verriegelt aber wiederum sämmtliche Hebel
für den ankommenden Zug, sodass dieselben nicht mehr aus ihrer richtigen
Lage gezogen werden können.
Neben dieser wichtigen Function vermag aber der Signalwärter der einen
Station die Manipulationen des Signalwärters der andern Station noch durch
eine besondere Einrichtung des Apparates selbst zu controliren. — Die letztere
besteht in der Anordnung eines kleinen KElectromagneten F an jeder Schub-
stange G- des Blockinstrumentes, welcher durch den Leitungsdraht der benach-
barten Station in Thätigkeit gesetzt, die Schubstange durch einen Verschluss
festhält oder loslässt, wie dies im concreten Falle für nöthig erachtet wird.
Nehmen wir, wie bereits angedeutet, an, dass Block B Signale und Hebel
richtig gestellt und das Signal „Linie frei“ zurückgegeben hat, so wird durch
diese Operation mit Hülfe des Electromagneten die Schubstange der Signal-
instrumente des Blockes A entriegelt, sodass der Wärter nunmehr frei
über dieselbe verfügen kann.
Dieser eine Fall wird dem Leser genügen, sich von der Reeiprocität der
Block- und interlocking-Apparate ein Bild zu machen und ihn zu überzeugen,
dass ein fehlerhaftes oder missverständliches Manipuliren, ein widersprechendes
Ziehen von Signalen und Weichen selbst zwischen zwei entfernten Stationen
nicht mehr möglich ist. — Der Apparat, dessen specielle Beschreibung hier
zu weit führen würde (siehe dieselbe Engineering May 24th. 1878), ist in der
Anwendung der interlocking- Apparate ein neuer Fortschritt, namentlich für