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direct an die Hauptgleise anschliessen, wendet man zur Sicherung derselben
Annett’s Verschluss an. Derselbe besteht in einem eigenthümlich con-
struirten Schlosse nebst nur einem besonders geformten Schlüssel, welch ersteres
sowohl an der Industrie-Weiche, als auch an den betreffenden Signal-Verschluss
des interlocking - Apparates angebracht wird. Soll dieser Schlüssel z. B. zum
Oeffnen der Industrie-Weiche benutzt werden, so kann derselbe nicht anders
aus dem Schlosse des interlocking-Apparates entfernt werden, bis das betreffende
Signal des Gleises, in welchem die Industrie-Weiche liegt, auf „Halt“ gestellt
ist. So lange der Schlüssel fort ist, muss dies mechanisch verriegelte Signal
stehen bleiben, während umgekehrt, der Schlüssel aus dem Schloss der In-
austrie-Weiche wiederum nicht früher entfernt werden kann, bis die Weiche
von dem Hauptgleise abgestellt und in die negative, gefahrlose Stellung gebracht
worden ist.
Für eingleisige Bahnen ersetzt dieser kleine Apparat, resp. der Schlüssel
desselben, den in England in Anwendung kommenden „Zugstab“,
9) Die wenigen au niveau-Uebergänge auf den englischen Bahnen stehen
in der Regel mit den Hebeln der interlocking-Apparate in solcher mechanischer
Verbindung, dass, bevor das Fahrsignal gegeben werden kann, zuerst die
Barrieren gesperrt, und darauf verriegelt werden müssen. (Auf den Braun-
schweigischen Bahnen sind Signale an den, nicht durch einen Wärter unmittelbar
bedienten Barrieren angebracht, welche durch die mechanische Drehung eines
schraubenförmig um seine Achse gedrehten quadratischen Stabes in der Nacht
„rothes Licht“ zeigen, wenn die Barrieren nicht geschlossen sind. Diese Signale
sind äusserst einfach und billig (20 Mark), und haben sich vollkommen be-
währt.)
10) Auf den englischen Bahnen fehlen durchweg in den mit interlocking-
Apparaten versehenen Hauptgleisen die sogenannten Weichensignale, welche auf
deutschen Bahnhöfen in der Nacht jenes verwirrende Chaos von Lichtern bilden,
welches nicht nur in hohem Maasse kostspielig, sondern auch —- streng ge-
nommen — überflüssig ist, da ein solches Signal wohl für Rangirzwecke, nicht
aber für sehr rasch fahrende Züge von Bedeutung ist, und die sicheren Functionen
des Apparates selbst jede Signalisirung der einzelnen Weichen unnöthig machen.
Wären beispielsweise die auf den Braunschweigischen Bahnen in den Haupt-
gleisen vorhandenen Weichen sämmtlich mit Hebel- Apparaten in Verbindung,
so könnten — die bahnpolizeiliche Erlaubniss vorausgesetzt — etwa 4 bis
300 Weichensignale in Wegfall kommen, welche einen Anlage - Kostenaufwand
von 20—25,000 Mark repräsentiren. Daneben aber könnten jährlich mindestens
15,000 Mark für die Beleuchtung, Raparatur und Wartung dieser Signale er-
spart werden.
11) Auf Tafel XII, Fig. 2, 3 und 4 ist ein Situationsplan einer kleinen
englischen Durchgangsstation nebst Verschlusstabelle des interlocking-Apparates,
Signalen etc. dargestellt. Dieselbe giebt zu einer speciellen Beschreibung keine
Veranlassung; an derselben ist nur bemerkenswerth, dass die beiden Weichen 85
und 8, welche die Verbindung des einen Hauptgleises mit dem Nebengleise ver-
mitteln, durch einen Hebel gleichzeitig gezogen werden, eine Anordnung,
welche fast auf allen englischen Bahnen üblich ist.
Unter den deutschen Eisenbahnen ist namentlich noch die Rheinische,
unter Specialleitung des Ober-Ingenieurs Rüppell in Cöln in sehr ausgedehntem
Maasse mit der Errichtung von Weichenthürmen vorgegangen. Wir reproduciren