Full text: Theorie der Luftkräfte (2. Band)

$ 1. Die Aufgabe der Tragflügeltheorie. 
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Zweites Kapitel. 
Ergebnisse der klassischen Hydrodynamik. 
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Wenn ein Flugzeugtragflügel mit der Geschwindigkeit v durch die 
“uft bewegt wird, so zeigt die Erfahrung, daß auf ihn infolge dieser. 
Bewegung von der Luft Kräfte ausgeübt werden, welche in allen Punkten 
seiner Fläche angreifen. Es gibt zwei wesentlich verschiedene Methoden, 
in die Natur dieser Luftkräfte einzudringen. Die erste, auf die man wohl 
ıemals ganz wird verzichten können, bedient sich der Messung. Im 
rsten Bande dieses Werkes, 1. Kapitel, 88 3—5, findet der Leser eine 
Darstellung der dazu in der Flugtechnik ausgebildeten Methoden. Eine 
zweite Methode, die den Gegenstand dieses zweiten Bandes bilden soll, 
besteht darin, daß man versucht, in die physikalische Natur der Luft- 
xräfte einzudringen und von hier aus Beiträge für die Mechanik des 
Fluges und die Bewegungsvorgänge des Flugzeuges zu liefern, welche 
nach Möglichkeit Messungen überflüssig zu machen suchen, die nicht nur 
ın sich kostspielig sind, sondern auch große Opfer an wertvollem 
Material und nicht selten auch an Menschenleben fordern. 
Wenn wir beim Aufbau der Theorie der Luftkräfte zunächst die 
Ergebnisse der klassischen Hydrodynamik heranziehen werden, so wäre 
zunächst zu begründen, warum die Luft, in der sich doch alle Vorgänge 
ler Flugzeugbewegung abspielen, für viele Fragen als ideale Flüssigkeit, 
d.h. als inkompressible und reibungslose Flüssigkeit angesehen werden 
kann. Auf S.7 und 8 des ersten Bandes ist aber auseinandergesetzt 
worden, daß bei den normalen Flugzeuggeschwindigkeiten nur Ände- 
rungen der Luftdichte auftreten, die nicht über 1% der normalen Luft- 
dichte hinausgehen, und daß auch beim schnellsten bisher erreichten 
Fluge von etwa 150 m/s dieser Einfluß noch nicht über 10% hinausgeht. 
Solange also die Flugtechnik nicht zu ganz wesentlich höheren Ge- 
schwindigkeiten übergehen wird, die sich der Schallgeschwindigkeit von 
330 m/s nähern, wird man die Zusammendrückbarkeit der Luft außer 
acht lassen können. 
Etwas anders liegen die Verhältnisse bei der Berücksichtigung der 
Zähigkeit oder inneren Reibung der Luft. Hier haben die theoretischen 
Untersuchungen zwar gezeigt, daß man bei der Theorie des Auftriebes, 
d. h. der Komponente der Luftkraft senkrecht zur Richtung der Bewe- 
zung, also auch zur Richtung, in der der Luftstrom den Tragflügel eines 
Flugzeuges trifft, und auch bei einem Teil der Fragen, die den Widerstand 
betreffen, unter Vernachlässigung der Zähigkeit an die wirklichen Vorgänge 
in befriedigender Weise herankommt. Es liegt das daran, daß die innere 
Reibung der Luft in einiger Entfernung vom Flügel sehr klein ist. Aber
	        
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