Full text: Der gegenwärtige Zustand und die nächsten Aufgaben des Berliner Fortbildungsschulwesens

die zweite Entwicklungsepoche lag also in der Einrichtung des 
werktäglichen Abendunterrichts, in der Sonderung der Unterrichts- 
fächer für verschiedene Berufsgruppen und in der Verbindung der 
Schulen mit höheren Lehranstalten, alles dreies Keime neuer 
Evolution. 
Eingerichtet wurden 1873 zunächst fünf Fortbildungsanstalten, 
im Friedrichs-Gymnasium, an der Königstädtischen Realschule, an 
der Friedrich-Werderschen Gewerbeschule, an der Luisenstädtischen 
Gewerbeschule und an der Sophien-Realschule, wozu 1877 eine 
neue Anstalt am Askanischen Gymnasium kam, die aber schon 
1878 wieder einging. ; 
Die Vorbereitungsschulen, die von dem Verein statt der 
Sonntagsschulen ins Leben gerufen und von diesem, sowie aus 
Beiträgen von Privaten und Handwerkerinnungen erhalten wurden 
and je einen städtischen Zuschuß von mindestens 1500 .% bezogen, 
wozu noch die unentgeltliche Gewährung von Lokal, Licht und 
Heizung kam, blieben dafür bestimmt, diejenigen, die das Ziel der 
Volksschule nicht erreicht hatten, nachträglich zu fördern. Sie 
änderten ihre Unterrichtsfächer (Lesen, Rechnen, Schreiben) nicht, 
aber verlegten den Unterricht gleich den Fortbildungsanstalten 
auf zwei Wochenabende (je 1’, Stunden) und auf Sonntag Vor- 
mittag (je 2 Stunden). Der Unterricht wurde nach wie vor un- 
antgeltlich und in den Räumen von Gemeindeschulen erteilt. Die 
Vorbereitungsschulen umfaßten 1873 45 Kurse, woraus aber schon 
1876 71 Kurse erwuchsen. Der Fortschritt lag hier nur in der 
Verlegung des Unterrichts auf geeignete Zeiten. Der Zweck- 
anterschied zwischen den Fortbildungsanstalten und den Vor- 
bereitungsschulen, dort die Weiterbildung, hier die Ergänzung der 
Volksschulbildung, blieb bestehen. Dazu trat aber der Gegensatz 
ler Winter- und der Jahresschulen, 
Aber die Neuordnung von 1873 erwies sich bald in manchen 
Punkten als unpraktisch. Die Kurse der Fortbildungsanstalten 
für deutsche Grammatik, Rechnen, Buchführung, Französisch und 
namentlich die Zeichenkurse fanden reichen Zustrom, minderen 
die für das Englische, geringen die für Mathematik, Mechanik, 
Physik und Chemie, fast gar keinen die für Geschichte und 
Literatur. Schüler wie Lehrherren hatten den Gedanken einer 
fachlichen Ausbildung außerhalb der Werkstätte und Fabrik noch 
nicht recht erfaßt. Auch die an den Fortbildungsanstalten fest- 
gesetzte Beschränkung des Unterrichts auf den Winter bewährte 
sich nicht. und schon 1876 ging man dazu über. versuchsweise
	        
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