Das Berliner Fach- und Fortbildungsschulwesen ist zwar
durch einige eigenartige, hochentwickelte Lehranstalten, wie die
beiden Handwerkerschulen, weithin bekannt, aber weder welt-
berühmt, noch auch nur innerhalb des Weichbildes Berlins
besonders beachtet. Die Lehrer der höheren Lehranstalten inter-
assieren sich für dasselbe nur wenig. Vertreter der Unterrichts-
behörden haben, abgesehen vom Handelsministerium: und Landes-
gewerbeamt, seit der Begründung der Pflichtschule niemals eine
städtische Fortbildungsschule Berlins durch ihren Besuch beehrt,
auch Parlamentarier haben uns die Auszeichnung ihres Besuches
nicht gegönnt. Ausländer kommen wohl in unsere Anstalten und
schreiben über dieselben, ziehen aber auch oft andere Städte vor.
Reklame für die Berliner Schulen zu machen, hat der Magistrat
begreiflicher Weise nie für angemessen erachtet. Außer dem
Blaubuch, das seit 1884 jährlich erscheint, „der Übersicht über
das Fortbildungsschulwesen und die gewerblichen Unterrichts-
anstalten Berlins“, außer den roten Plakaten an den Anschlag-
säulen zu Anfang jedes Schulsemesters und außer den Spezial-
programmen einzelner Fachschulen macht nichts auf dieses
Unterrichtsgebiet aufmerksam. Der Einblick in dies Schulsystem
wird aber auch noch durch seine historische Entwicklung und
Kompliziertheit erschwert. So ist es nicht ganz leicht aber viel-
leicht auch nicht ganz nutzlos, ein knappes Bild von dem gegen-
wärtigen Zustand dieser Schulart und von den Aufgaben, die uns
für die nächste Zeit gestellt sind, zu geben, und wenn ich es auf
Ihren Wunsch versuche, bitte ich bei der Schwierigkeit der
Sache um freundliche Nachsicht.
Nur auf der Grundlage seiner Geschichte läßt sich das
Berliner Fortbildungsschulwesen richtig verstehen. Es besteht seit
dem Jahre 1799, hat also eine Geschichte von 112 Jahren. Deut-
lich scheiden sich in diesem Zeitraume vier Epochen von ein-