Full text: Aerodynamik (Band 2)

2. Theoretische Grundlagen. der Modellversuche 3 
Problem verlangt in seiner ganzen Ausdehnung eine Diskussion der Bewegung 
des Flugzeugs im ganz allgemeinen, nicht gleichmäßigen Flug. Wie reagiert 
das Flugzeug auf eine äußere Störung, etwa eine Bö, in welcher Weise und mit 
welcher Schnelligkeit gehorcht es dem Steuer? Welche Flugzustände oder welche 
Flugzeugkonstruktionen sind gefährlich? usw. 
An allen diesen Fragen arbeiten Technik und Wissenschaft, seitdem man fliegen 
kann; auf manche gibt der Praktiker kurzerhand eine Antwort durch den Erfolg, 
andere sind in mühsamer systematischer Arbeit der Klärung entgegengeführt 
worden; in manchen Gebieten stehen sich Praxis und Theorie nech fern und sprechen 
noch verschiedene Sprachen, in manchen konnten sie sich bereits die Hand reichen. 
In vielen Punkten steht die Frage noch ohne Antwort da; fast überall führt die 
Lösung eines Problems immer wieder auf ein neues, das Interesse erfordert. Die 
Darstellung einer Wissenschaft, die derart im Werden ist, kann natürlich nichts 
Abgeschlossenes sein; wir versuchen den Stand der Wissenschaft in Deutschland 
beim Abschluß des Weltkriegs darzustellen, um nach Möglichkeit die vielen Ansätze, 
die in der rasch vorwärtsdrängenden Zeit. versucht wurden, als Grundlagen weiterer 
Entwicklung leicht zugänglich zu machen. Vielleicht — oder sagen wir lieber 
hoffentlich — ist vieles schon überholt, wenn das Buch im Druck vorliegt. Jetzt 
gilt es nicht nur, die gesicherten Grundlagen darzustellen, sondern gerade auch auf 
die offenen Fragen hinzuweisen, die vielen Probleme ins Licht zu stellen, die noch 
der Lösung harren, und Interesse für dieselben zu erwecken. Wir sehen darin die 
vornehmste Aufgabe der vorliegenden Arbeit. 
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2. Theoretische Grundlagen der Modellversuche. 
Um zu einer klaren Erkenntnis in den aerodynamischen Fragen vorzudringen, 
standen Versuche im großen, also am ausgeführten Flugzeug, von Anfang an nicht 
zur Verfügung. Die Schwierigkeiten und Gefahren derartiger Versuche sind so be- 
deutend, daß selbst heute in dieser Hinsicht noch wenig Nennenswertes geleistet ist. 
Mit theoretischen Hilfsmitteln allein ist natürlich an eine Klärung derartiger Pro- 
bleme nicht zu denken; so sah man sich, seit es eine Flugwissenschaft gibt, auf Ver- 
suche an Modellen angewiesen, und bis heute sind die Modellversuche die wesentliche 
Grundlage aller aerodynamischen Rechnungen und Überlegungen. Die erste 
Grundfrage, über die wir uns Rechenschaft geben müssen, betrifft daher die Über- 
tragung vom Modell auf die Wirklichkeit. Unter welchen Umständen und 
mit welcher Sicherheit läßt sich aus Erfahrungen an einem Objekt auf ein anderes 
schließen? Wie von kleinen Abmessungen auf große? Wie von kleinen Geschwindig- 
keiten auf große? Müssen die Versuche notwendig in der Luft angestellt werden, 
oder-.ist es etwa auch möglich, Beobachtungen im Wasser auf Luft zu übertragen? 
Wenn man eine einzelne Beobachtung auf ein größeres Gebiet von physikali- 
schen Erscheinungen übertragen will, so ist dazu bereits eine weitgehende theore- 
tische Durchdringung der betreffenden Erscheinungsgruppe erforderlich. . Stellen 
wir uns z. B. den Fall vor, es sei ein Gegenstand von einfachster Form, etwa ein 
Zylinder mit elliptischer Basis, in einem Luftstrom untersucht, es sei die darauf 
wirkende Luftkraft gemessen und, vielleicht mit Hilfe von Rauchfäden, das ganze
	        
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