Einleitung. Quellen aerodynamischer Erkenntnis
im Sturzflug kaum über 100 m/s hinaus, das Verhältnis 5 bleibt also stets unter
einem Drittel. Der Einfluß auf die Luftkräfte ist aber noch von kleinerer Größen-
ordnung, er geht nämlich proportional (2) die Kleinheit des Einflusses sehen wir
an unserer Abb. 1. Nur bei der Bewegung der Propellerspitzen könnten Werte bis
zur Schallgeschwindigkeit in Betracht kommen; doch muß man in der Praxis
solche Werte unbedingt vermeiden, weil dabei kein Schraubenzug mehr zu er-
zielen ist.
Wir werden also bei all unseren Betrachtungen von der Zusammendrückbarkeit
der Luft absehen und die Luft nicht als ein Gas, sondern als eine Flüssigkeit be:
trachten; wir sind dadurch in den Stand gesetzt, auch Ergebnisse von Experi-
menten, die in Wasser angestellt sind, auf unser Problem zu übertragen; dies ist
von großer Bedeutung deshalb, weil der Verlauf einer Strömung sich weit besser
in Wasser verfolgen und photographisch festhalten 1äßt als in Luft.
Tieferliegende Schwierigkeiten, die wir nicht so leicht aus unserem Wege ent-
fernen können, bringen die anderen ausgezeichneten Stellen der Kurve in Abb. 1.
Daß sie nicht auch mit der Zusammendrückbarkeit der Luft zu tun haben, ist eigent-
lich ohne weiteres klar; wir können das aber auch experimentell beweisen, wenn wir
die der Abb. 1 zugrunde liegenden Messungen an einem ganz ähnlich gestalteten
Körper wiederholen, dessen lineare Abmessungen auf den doppelten Wert des erst
untersuchten Körpers vergrößert sind. Dann werden, wie es nach unseren Dimen-
sionsbetrachtungen sein muß, die Werte von % bei großem v sich nicht ändern;
denn wo es nur auf Sn ankommt, können die Abmessungen keinen Einfluß auf %
haben. Die anderen auffallenden Werte der C-Kurve werden wir auch wiederfinden,
aber nicht mehr bei derselben, sondern bei einer halb so großen Geschwindigkeit
wie früher. Daraus können wir den zwingenden Schluß ziehen, daß die Zusammen-
drückbarkeit für diese Erscheinung nicht maßgebend ist, daß vielmehr eine Natur-
konstante eingehen muß, welche die Dimension v-Z hat. Daraus, daß sich die
Gebiete I und II in gleicher Weise verschoben haben, schließen wir, daß beiden
Abweichungen dieselbe Ursache zugrunde liegen muß.
Diese Ursache ist die Zähigkeit oder innere Reibung der Luft. Wenn
zwei Schichten einer Flüssigkeit mit verschiedener Geschwindigkeit aneinander
vorbeigleiten, so üben sie aufeinander Schubkräfte aus, und zwar zwei Schichten
von der infinitesimalen Entfernung dy, zwischen denen der Geschwindigkeitsunter-
schied dv herrscht, die Schubkraft pro Flächeneinheit * ;
hoe dv
Da Bay .
Der hier auftretende „Reibungskoeffizient‘““ w spielt eine entscheidende Rolle bei
allen Flüssigkeitsbewegungen mit kleiner Geschwindigkeit und bei kleinen Ab-
messungen; der, bekannteste Fall, in. welchem die innere Reibung den ganzen
Strömungsvorgang beherrscht, ist‘ die sog. „Poiseuillesche Strömung‘“ in Kapillar-
röhren, welche ein einfaches Gesetz befolgt und zur, Bestimmung von w dient. Auch
die Bewegung einer Kugel von kleinem Durchmesser in einer Flüssigkeit läßt sich