242
Erster Teil. Die Luftkräfte
und die aus anderen Messungen gewonnenen Werte in einer Tabelle (siehe S. 239}
zusammen, in der zugleich die Bedeutung der Bezugsfläche angegeben ist.
Um an zwei Beispielen zu zeigen, in welcher Weise danach der Widerstands-
beiwert des ganzen Flugzeuges gewonnen wird und dadurch zugleich ein Urteil
über die ungefähre Größe der Summe aller schädlichen Widerstände zu gewinnen,
stellen wir diese Werte für zwei Flugzeuge, 1. einen zweisitzigen, zweistieligen nor-
mal verspannten Doppeldecker (siehe S. 240), 2. einen einsitzigen, einstieligen
verspannungslosen Doppeldecker (siehe S. 241) zusammen.
VII. Kapitel.
Das Wichtigste über Luftschraubenkräfte.
Die Wirkungsweise der Luftschraube beruht ganz wie die Wirkungsweise des
Tragflügels auf den Eigenschaften eines in einer Flüssigkeit bewegten, flügelförmig
gestalteten Körpers. Der Schraubenflügel (Schraubenblatt) erfährt, wie der Trag-
flügel, von der Luft eine Reaktions-
kraft,, deren Komponente senkrecht
zur Bewegungsrichtung weit größer
ist, als die Komponente entgegen der
Bewegungsrichtung; es wird also eine
große Kraft mit relativ kleinem Energie-
aufwand erzeugt. Die Schraube bietet
daher sowohl für den Konstrukteur
wie auch für den Theoretiker dieselben
Probleme wie der Tragflügel dar; ihre
Besprechung schließt sich zwänglos
an die Besprechung des Tragflügels an.
Da das „Handbuch der Flugzeugkunde‘“ einen besonderen Band über Luft-
schrauben enthält, soll hier nicht tiefer auf die speziellen Probleme der Luft-
schraube eingegangen, sondern nur das Wichtigste hervorgehoben werden, was
zum Verständnis der Theorie des ganzen Flugzeugs unbedingt nötig ist.
Der wesentliche Unterschied, welcher die Bewegung eines Schraubenflügels
von der Bewegung eines Tragflügels unterscheidet, ist die Drehung um eine
Achse, wodurch die Bewegung nicht gleichmäßig über den ganzen Schraubenflügel,
sondern systematisch anders an den inneren wie an den äußeren Teilen der Schraube
bestimmt ist. Sehen wir zunächst von diesem Unterschied ab, so betrachten wir
nicht den ganzen Schraubenflügel, sondern nur ein unendlich schmales Element
in einem bestimmten Abstand von der Drehachse. Dieses Element hat gegen die
Drehebene (senkrecht zur Drehachse) eine bestimmte Einstellung, welche im all-
gemeinen unveränderlich gegeben ist; diese Einstellung (x in Abb. 186) bedingt
aber deshalb keinen bestimmten Anstellwinkel und somit keine bestimmten Luft-
kraftbeiwerte, weil die Bewegung des Schraubenflügels nicht ganz in der Drehebene
verläuft, sondern in Richtung der Drehachse die fortschreitende Bewegung des
Flugzeugs hinzukommt. Aber durch Drehebene und Drehachse sind zwei Rich-
Abb. 186. Element einer Luftschraube.