3. Modellversuchsanordnungen
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Bewegung der Kammer, das Teilchen noch eine der Größe und Richtung nach
bekannte Bewegung zu seiner auf der ersten Aufnahme festgehaltenen Bewegung
in der Flüssigkeit hinzuerhalten hat. Die Bewegungen auf den beiden Bildern und
die Bewegung der Bildkammer müssen also zusammen ein Geschwindigkeitsdreieck
bilden; von diesem Dreieck sind zwei Winkel und eine Seite, nämlich die zwei
Richtungen der Bahnlinie und der Stromlinie und die Größe der Bildkammer-
geschwindigkeit bekannt; dadurch läßt sich die Geschwindigkeit der Teilchen
auch ihrer Größe nach bestimmen und somit das ganze Strömungsfeld.
Die Aufnahmen einer stationären, d. i. in jedem Raumpunkt verschiedenen,
aber nicht von der Zeit abhängigen Strömung, dürften beliebig lange exponiert
sein; um solche Bewegungen handelt es sich aber bei den Strömungen um feste
Körper im allgemeinen nicht. Die Expositionszeit muß also, wenn klare Bilder
erzeugt werden sollen, kurz sein; noch mehr ist durch kinematographische Auf-
nahmen zu erreichen. Die ganze Apparatur erfordert äußerste Präzision und feine
Meßtechnik... Auch muß der Kanal
recht lang sein, da zur Beschleuni-
gung am Anfang und zur Verzöge-
rung am Ende eine gewisse Zeit
nötig ist und in erster Linie gleich-
förmige. Bewegungen von Interesse
sind.
Zur Kraftmessung sind die
Schleppversuche in Wasserkanälen
für das Flugproblem noch nicht
herangezogen worden, in erster
Linie wohl, weil die Photographie
der Strömung ergiebigere Ausbeute
versprach, dann wohl auch, weil in
dieser Hinsicht die Abtrennung der Oberflächenwellen nicht so leicht zu bewerk-
stelligen ist und auch die sonstigen Fehlerquellen (Erschütterungen, Mitschleppen
einer großen störenden Apparatur) sich nur sehr schwer eliminieren lassen; die
Ergebnisse können doch in dieser Hinsicht nicht denen der großen Modellversuchs-
anstalten ebenbürtig sein.
Experimentell einfacher ist eine seit Lilienthal, Langley: und Dines sehr ver-
breitete Schleppanordnung, bei welcher auf die Geradlinigkeit der Bewegung ver-
zichtet wird, der Rundlauf. Um eine feste Säule wird ein möglichst weit hinaus-
ragender Arm gedreht, an dessen Spitze der zu untersuchende Körper ‘befestigt ist.
Die Kraftmessung geschieht mit Hilfe einer Feder und einer Registriervorrichtung.
Abb. 2 ist eine schematische Darstellung des Apparates nach Lilienthal. Dines
hat noch den besonderen Kunstgriff eingeführt, die Luftkräfte durch ein Gewicht,
auf welches die Zentrifugalkraft wirkt, ins Gleichgewicht zu setzen; da beide Kräfte
dem Quadrat der Geschwindigkeit proportional sind, wird bei dieser Anordnung
der Einfluß der Geschwindigkeit eliminiert. Man kann beim Rundlauf die Ge-
schwindigkeit sehr hoch steigern (Langley gibt 30 m/s an) und durch einen Dreh-
zähler leicht messen. Die Ergebnisse sind zur Orientierung recht brauchbar: am
Ahb. 2. Rundlauf