Einleitung. Quellen aerodynamischer Erkenntnis
Rundlauf sind auch die wichtigsten Tatsachen über den Auftrieb von Tragflügeln
(Bedeutung der Krümmung, Auftriebsmaximum usw.) gefunden worden;. aber
für zuverlässige Zahlenwerte sind die Fehler doch viel zu: groß. Vor allem
bewegt sich der geschleppte Körper nicht in ruhender Luft; es werden immer
dieselben Luftteile durchstrichen, die dadurch immer mehr von Wirbeln durch-
setzt werden und Eigenbewegungen von der Ordnung der Bewegung des Körpers
erhalten; da die Flügelkräfte von der Richtung des Luftstroms gegen den Flügel
sehr empfindlıch abhängen, wird durch diese Unruhe jede Genauigkeit unmöglich ge-
macht; man kann die Fehler auf 30 vH schätzen. Als Fehler des Rundlaufs ist, ob-
wohl weniger ins Gewicht fallend, noch der Mitwind zu erwähnen, d. i. die der Luft
beim Durchstreichen mitgeteilte Geschwindigkeit, durch welche sie, wie das unter-
suchte Objekt, in leichte Drehung um die Säule ‚versetzt wird, und derzufolge die
Geschwindigkeit des Objekts gegen die Luft kleiner ist, als aus der Umlaufszahl des
Rundlaufs folgt. Auch die Ungleichheit der Geschwindigkeit am inneren und
äußeren Ende des Objekts verursacht einen Fehler; dieser würde verschwinden, wenn
die Luftkräfte der Geschwindigkeit proportional wären, da dann der Kraftüberschuß
der äußeren Objekthälfte durch den Ausfall der inneren gerade aufgehoben würde;
da aber die Luftkräfte mit dem Quadrat der. Geschwindigkeit wachsen, ist der
Überschuß größer als der Ausfall; die Kräfte werden daher etwas zu groß gemessen,
Eine Aufgabe für den Rundlauf, die unseres Wissens noch nicht in Angriff ge-
nommen ist und die wichtige Aufklärungen verspricht, ist die Untersuchung der
beim Kurvenflug auftretenden Kräfte. Dabei ist der letzterwähnte Fehler des
Rundlaufs gerade ein Vorzug. Da es dabei auch mehr auf Vergleichsmessungen als
auf absolute Bestimmung ankäme; könnte man sich über die großen Fehlerquellen
des Rundlaufs für dieses Problem hinwegsetzen, besonders da andere Einrichtungen
für diesen Zweck kaum herzustellen sein dürften. Welche Fragen der Kurven-
flug aufwirft, wird unten genau besprochen werden.
Die feinste Schleppvorrichtung zum Zwecke der .Kraftmessung war die Anord-
nung von Eiffei an seinem 300 m hohen Turmin Paris. An einem Draht-
seil durchfiel der: Versuchskörper die große Höhe, so daß noch auf einer reichlich
großen Strecke gleichförmige Bewegung zu erwarten war. Die Kraft wurde mit
einer Feder gemessen und auf einer Trommel aufgezeichnet, die von einem am
Drahtseil gleitenden Rädchen angetrieben war. Die Geschwindigkeit der Bewegung
wurde dadurch ermittelt, daß eine Stimmgabel ihre Schwingungen auf die Trommel
aufzeichnete. War die Bewegung noch keine gleichförmige, so brachte man eine
Korrektur durch Berücksichtigung der Trägheitskräfte an; Luftkräfte infolge von
Beschleunigung wurden nicht angenommen — man weiß heute noch nichts von
solchen Kräften. Die Resultate, welche Eiffel mit dieser Anordnung erhielt, waren
recht genau; sie stimmen mit den später durch feinere Messungen erhaltenen recht
gut überein. Allerdings beschränkten sich die Versuche auf die einfachen Wider-
standsmessungen; die Flügelkräfte, welche‘ nicht nur ihrem absoluten Betrag,
sondern auch ihrer. Richtung nach, also wenigstens in zwei Komponenten gemessen
werden müssen, wurden nicht untersucht.
Luftkraftmessungen. an Pendeln u. dgl. Anordnungen haben keine Erfolge
gezeitigt.